Ausgabe 1 >2022

Silke Bortenlänger „Schon meine Mutter war Krankenschwester. Sie hat ihre Arbeit bis zur Rente mit viel Freude verfolgt. Das prägt.“ Mit 16 Jahren absolvierte Silke Bortenlänger ein Praktikum in der Pflege. Ab da war klar: „Das ist der Platz, an dem ich mich wohl fühle. Hier gehöre ich hin.“ Sie machte eine Ausbildung am Universitätsklinikum Ulm, durch die Liebe und das Leben verschlug es sie in die Region Stuttgart. „Bevor ich am Klinikum Stuttgart anfing, war ich zuvor 13 Jahre als Intensivpflegekraft am Universitätsklinikum Tübingen, wo ich sowohl meine Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege als auch mein Pflegemanagementstudium absolvierte.“ Im Klinikum Stuttgart war sie acht Jahre tätig. Ihre erste Stelle hatte sie als stellvertretende Stationsleitung auf der anästhesiologischen Intensivstation. Sehr schnell konnte sie bei der damaligen Pflegedirektorin in die Stabstelle Pflegefachberatung wechseln, in der sie auch später die Projektleitung für die damalige Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP) übernehmen durfte. In den Folgejahren war sie als Führungskraft – in stellvertretender oder gesamtverantwortlicher Pflegerischer Zentrumsleitung – im Schwerpunkt für die Bereiche Funktionsdienst Anästhesie und OP, Intensivstationen, alle chirurgischen Normalstationen und Notaufnahmen zuständig. Von Beginn an begleitete sie Baubesprechungen und Umzüge sowie die Einführung IT-unterstützender Software am Klinikum. 2020 wechselte sie als stellvertretende pflegerische Zentrumsleitung in das Zentrum für Kinder-, Jugend- und Frauenmedizin und schloss parallel berufsbegleitend ihr Masterstudium in Unternehmensberatung, Coaching und Supervision ab. Im Januar 2022 wechselte sie ans Klinikum Esslingen. Nach einer Überlappungszeit übernahm sie von Doris Rohrhirsch, die im April 2022 in Rente ging, das Amt der Pflegedirektorin. Warum ihre Entscheidung auf Esslingen fiel? „Das Klinikum hat über Esslingen hinaus eine sehr gute Reputation. Mir liegt auch die Größe des Hauses: Nicht ganz klein, aber auch nicht zu groß. Das Persönliche, Familiäre wird hier gelebt.“ stärken. Zum Beispiel, indem unsere Pflegekräfte in ihrem Umfeld erzählen: Trotz Schichtdienst gibt es bei meinem Arbeitgeber Dienstpläne, die zu meinem Leben passen. Wichtiger Baustein, um dem Fachkräftemangel auch zu begegnen, ist die regelmäßige Fort- und Weiterbildung. Der Pflegedienst im Klinikum Esslingen hat eine sehr hohe Fachweiterbildungsquote. Ob Management, Onkologie, Intensiv, Anästhesie oder Pädiatrie, in allen Bereichen sind Experten mit einer zweijährigen Fachweiterbildung oder einem zusatzqualifizierenden Studium im Einsatz. Ein weiteres großes Thema, das es zu gestalten gilt, das uns die nächsten Jahre begleiten, beschäftigen und schlussendlich entlasten wird, ist die Digitalisierung in der Pflege. Was macht für Sie eine zeitgemäße, moderne Pflege aus? Sie muss qualifiziert sein. Der gesamte Pflegeprozess ist mit unglaublich viel Wissen und Expertise verbunden. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Demenz und Delir. Da gibt es für die Pflege allgemeingültige, wissenschaftlich fundierte Expertenstandards, die helfen das Delir-Risiko eines Patienten zu minimieren. Wir brauchen Pflegespezialisten, die fundiertes Wissen haben und dies auch in der Praxis anwenden können. In Esslingen sind wir da schon gut aufgestellt: Zum Beispiel wurde eine Stabstelle Pflegewissenschaft eingerichtet und es gibt Traineeprogramme für akademische Pflegekräfte. Als Pflegedirektorin sind Sie am Klinikum Esslingen die Chefin von rund 700 Pflegefachkräften. Was ist Ihnen als Führungskraft wichtig? Ein wertschätzender, konstruktiver Dialog. Transparenz leben. Dass wir uns auf Augenhöhe begegnen, egal in welcher Position das Gegenüber ist. Und ich möchte für die Kollegen und Kolleginnen des Pflege- und Funktionsdienstes nahbar und ansprechbar sein. Ein Krankenhaus lebt von der Zusammenarbeit. Wir haben viel über Berufliches gesprochen. Verraten Sie uns zum Abschluss noch: Was macht eine Pflegedirektorin nach Feierabend? Ich bin leidenschaftliche Schönwetterradlerin. Ich liebe Urlaube mit dem Camper, den Bodensee und Griechenland – mein Lieblingsstrand bleibt aber natürlich geheim. Das Gespräch führte Lena Jauernig 1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 39

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