2 2012
Esslinger Gesundheitsmagazin 9
Kopfschmerzen sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Sie kön-
nen dumpf, drückend, pulsierend, stechend, pochend, ziehend, schneidend,
rasend oder bohrend sein, manchmal ein Mix aus allem, und bei all den
Adjektiven findet manch Schmerzgeplagter trotzdem keinen geeigneten
Ausdruck für seine Empfindungen.
Über 200 verschiedene Arten von Kopfschmerzen gibt es. Manche sind
ganz leicht, manche unerträglich. Die meisten Betroffenen therapieren sie
selbst – mit frei verkäuflichen Schmerzmitteln. Doch wann ist der Zeitpunkt,
einen Arzt aufzusuchen?
„Wenn Kopfschmerzen häufig wiederkehren oder wenn herkömmliche Mit-
tel nicht helfen, dann sollten die Betroffenen unbedingt zum Arzt gehen“,
sagt Dr. Gerhard Dieter Roth, niedergelassener Facharzt für Neurologie und
Psychiatrie, Psychotherapie und Naturheilverfahren aus Ostfildern-
Nellingen. Manchmal verbirgt sich hinter den Kopfschmerzen eine andere
Erkrankung. „Das können Infektionen, Augen- oder Bluthochdruckerkran-
kungen, Zahnfehlstellungen oder Erkrankungen der Nasennebenhöhlen sein,
auch Neuralgien oder Schmerzen im Zusammenhang mit Veränderungen
im Kopf“, erklärt Dr. Roth. Bei älteren Patienten kommt es hin und wieder
zu einer so genannten Arteriitis temporalis, einer Entzündung der Kopfar-
terie, die dazu führen kann, dass die Betroffenen erblinden. „Das ist sehr
tragisch, denn bei einer rechtzeitigen Diagnose kann die Erkrankung erfolg-
reich mit Kortison behandelt werden“, so der Neurologe.
Es gilt also die Faustregel: Wenn bestimmte Kopfschmerzen zum ersten
Mal auftreten, sich ein bekannter Kopfschmerz verstärkt oder die Attacken
häufiger kommen also sonst, dann sollte ein Arzt aufgesucht werden. „Eine
Abklärung erfolgt zunächst durch klassische Anamnese, also Befragung
des Patienten, dann durch Laborwerte“, sagt Dr. Roth. Manchmal werden
weitere bildgebende Maßnahmen wie MRT oder CT notwendig. „Das aber
ist eher die Ausnahme.“
Meistens treten Kopfschmerzen jedoch völlig selbstständig auf, ohne eine
andere erkennbare Ursache. Sie werden primäre Kopfschmerzen genannt.
Die häufigsten davon sind die Spannungs- und Migränekopfschmerzen.
„Die Diagnose ist in diesen Fällen trotzdem nicht immer eindeutig, denn
häufig gibt es Mischformen“, sagt Dr. Roth. Deshalb kann das Führen eines
Kopfschmerzkalenders helfen. Darin sollen die Patienten Art, Stärke, Begleit-
erscheinungen, eventuelle Schmerzauslöser sowie die eingenommenen
Medikamente und deren Wirkung beschreiben (Download links unten).
Volkskrankheit Migräne
Etwa acht Millionen Menschen in Deutschland leiden an der Migräne.
Frauen sind dreimal so häufig betroffen wie Männer. Und auch Kinder
bekommen zunehmend Migräneattacken. Lange Zeit wurden Betroffene
belächelt und nicht ernst genommen. Migräne galt als eingebildete Krank-
heit. In den 30er Jahren schrieb Erich Kästner in seinem Buch „Pünktchen
und Anton“: „Nach dem Mittagessen kriegte Frau Direktor Pogge ihre
Migräne. Migräne sind Kopfschmerzen, auch wenn man keine hat.“ Heute
weiß man über die Erkrankung sehr genau Bescheid, auch wenn die
Ursachen immer noch nicht vollständig aufgeklärt sind.
„Typisch für Migräne ist ein periodisch wiederkehrender, pulsierender und
halbseitiger Kopfschmerz, oft verbunden mit Übelkeit, Erbrechen und Licht-
empfindlichkeit, manchmal auch mit Seh- und Gefühlsstörungen“, erklärt
Dr. Roth. Einige der Betroffenen verspüren Vorboten eines Anfalls, etwa
Stimmungswechsel, Müdigkeit, häufiges Gähnen, Verstopfung oder Heiß-
hunger auf bestimmte Lebensmittel. „Der eigentliche Anfall kann Stunden,
aber auch erst Tage später erfolgen“, so der Neurologe, „erfahrene Migräne
patienten können aber anhand dieser Anzeichen vorhersagen, dass sie eine
Attacke erleiden werden.“
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Hier können Sie Ihren
Kopfschmerzkalender
herunterladen:
www.gesundheitsmagazin-esslingen.de/kopfschmerz