Ausgabe 2 >2022

2 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 23 acht Prozent. Eine wirtschaftlich solide Finanzplanung ist den Krankenhäusern derzeit nicht möglich. Wir benötigen dringend die finanzielle Hilfe des Bundes insbesondere für den Inflationsausgleich sowie langfristig vernünftige Struktur- und Finanzierungsreformen. Dazu gehört auch die rasche Auszahlung der bereits bewilligten Mittel, auf die wir teilweise schon lange warten. Die Entwicklungen sind dramatisch. Wie wirken sie sich auf das Klinikum und die Stadtverwaltung aus? Matthias Ziegler: Am Klinikum Esslingen führte die Pandemie 2021 durch den Rückgang der Patientinnen und Patienten zu fehlenden Erlösen bei gleichzeitig deutlichen Mehrkosten für Personal und Sachmittel. Obwohl die Bundesregierung durch Ausgleichszahlungen einen essentiellen Beitrag zur Finanzierung der Pandemie geleistet hat, verbleibt ein siebenstelliger Betrag an Mehrkosten beim Klinikum. Gemeinsam haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Höchstleistungen erbracht, um das Klinikum stabil zu halten. Mit Hilfe von rund 30 Strukturoptimierungsmaßnahmen konnten wir unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen das Jahresdefizit 2021 auf –2,7 Millionen Euro verringern. Im laufenden Jahr geht es uns aktuell allerdings wie allen anderen Krankenhäusern: Wir benötigen kurzfristig f inanzielle Hilfe. Das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigte Hilfspaket soll zeitnah vorgestellt und beschlossen werden. Wir hoffen sehr, dass es die benötigte Unterstützung bringt. Matthias Klopfer: Die Städte und Gemeinden sind in der Pflicht durch Sparmaßnahmen der angespannten Lage auf den Energiemärkten entgegenzuwirken. Wir müssen zusammenrücken, um einer drohenden Gaskrise zu entgehen. Gemeinsam mit unserem Energieversorger, den Stadtwerken der Stadt Esslingen, sind wir in täglichem Austausch, um Lösungen zu finden, wie wir unseren städtischen Energieverbrauch deutlich senken können. Erste Maßnahmen werden bereits umgesetzt, wie beispielsweise die Absenkung der Raumtemperatur in Büroräumen und in Sporthallen. Wir suchen nach jeder noch so kleinen Möglichkeit, um Strom und Gas zu sparen, damit es an anderer, dringender benötigter Stelle wie dem Klinikum nicht zu Engpässen kommt. Wir wollen verantwortungsvoll agieren und unseren Bürgerinnen und Bürgern mit gutem Beispiel vorangehen. Denn Energiesparen ist Gemeinschaftssache. Zusammen mit den Stadtwerken Esslingen beraten und unterstützen wir die Bevölkerung mit verschiedenen Service-Angeboten und schaffen Anreize, sich mit privaten Sparmaßnahmen zu beteiligen. Welche Maßnahmen ergreifen Sie am Klinikum, um den aktuellen Herausforderungen entgegenzutreten? Matthias Ziegler: Unser oberstes Ziel ist es, die Patientenversorgung und den Klinikbetrieb stabil zu halten. Der Fachkräftemangel wirkt sich zunehmend auf die Patientenversorgung aus. Daher richten wir mehr denn je unsere Aufmerksamkeit auf die Gewinnung von qualifiziertem Fachpersonal, insbesondere im Pflegedienst – mit innovativen Arbeitszeitmodellen und Konzepten für akademisierte Pflegekräfte. Wir tun alles dafür, damit unsere Attraktivität als Arbeitgeber innerhalb und außerhalb des Klinikums wahrgenommen wird und unsere leistungsstarken Teams möglichst rasch Verstärkung erhalten. Dass wir damit auf einem sehr guten Weg sind, bestätigen die hochkarätigen Nachbesetzungen, die wir in diesem Jahr bei vier Chefarztstellen und unserer Pflegedirektorin samt Stellvertreterin vornehmen konnten. Diese Entwicklung sowie zukunftssichernde und finanziell bereits geförderte Projekte wie der Neubau lassen uns hoffnungsvoll in die kommende Zeit blicken. Trotz all der äußeren Widerstände haben wir Visionen und ein unschlagbares Team. Gemeinsam werden wir auch die kommenden Herausforderungen meistern und für unsere Patientinnen und Patienten eine zuverlässige und qualitativ hochwertige Anlaufstelle bleiben. Davon bin ich überzeugt. Vielen Dank! Das Gespräch führte Ursula Kächele Matthias Ziegler, Geschäftsführer des Klinikum Esslingen (links) und Matthias Klopfer, Oberbürgermeister der Stadt Esslingen a. N.

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