2 2012
Esslinger Gesundheitsmagazin 15
nannter komplementärmedizinischer Methoden bietet die Fil-
derklinik neben der Standardtherapie für manche Patienten
Alternativen oder Ergänzungen zur rein schulmedizinischen
Krebstherapie. „Wir wissen, dass etwa 70 Prozent der Krebspa-
tienten zusätzlich auf ergänzende Behandlungen setzen – oft
ohne Wissen ihres behandelnden Arztes.“ Viele der rund 250
zum Teil alternativen Therapieverfahren seien allerdings reine
Geldschneiderei. Die Filderklinik konzentriert sich auf einige
wenige Verfahren, die die schulmedizinische Behandlung ergän-
zen. „Mit der komplementärmedizinischen Behandlung können
wir unseren Patienten innerhalb des OSP Esslingen zusätzliche
Therapiealternativen bieten“, urteilt auch Professor Geißler.
Ergänzende Therapieangebote
Manchmal müssen die Patienten auch für sich die Chancen und
Risiken abwägen. „Patienten mit Darmkrebs, bei denen Lymph-
knoten betroffen sind, empfiehlt die medizinische Leitlinie nach
der Operation des Tumors zur Sicherheit eine halbjährige adju-
vante, also unterstützende Chemotherapie“, nennt Dr. Hiller ein
Beispiel. „Statistisch bleiben ohne die Chemotherapie 75 Prozent
ohne Rückfall, mit der Chemo steigt deren Anteil auf knapp 85
Prozent.“ Manche Patienten wollen sich für diese acht bis zehn
Prozent mehr Sicherheit keiner belastenden Chemotherapie aus-
setzen. Mit Therapien, die das allgemeine Immunsystem stärken,
und mit Methoden der Anthroposophie kann die Filderklinik den
Krebspatienten dann ergänzende Angebote machen. „Bei Krebs-
arten, die sehr gut auf eine Chemotherapie reagieren, wie zum
Beispiel Hodenkrebs, Morbus Hodgkin oder Lymphomen, raten
wir unseren Patienten dagegen dringend zu einer Chemothera-
pie“, stellt Dr. Hiller klar. Die komplementären Angebote seiner
Abteilung sieht er als Ergänzung zu denMöglichkeiten der Schul-
medizin.
Vor allem die begleitende Chemotherapie empfinden viele Pati-
enten als sehr belastend. Die Partner des Onkologischen Schwer-
punktes Esslingen haben sich darauf verständigt, die in der Regel
ambulante Chemotherapie möglichst wohnortnah anzubieten.
So können die Patienten für die Therapie in eine der Kliniken
oder in die onkologische Schwerpunktpraxis Wendlingen gehen.
Zudem bieten auch einige speziell ausgebildete Urologen und
Gynäkologen die Chemotherapie in ihren Praxen an. „Die meis-
ten unserer Patienten kommen etwa alle zwei Wochen für
jeweils zwei bis vier Stunden zur Therapie“, berichtet Dr. Robert
Eckert aus der onkologischen Schwerpunktpraxis Kamp/Eckert.
Zu Beginn steht ein ausführliches Gespräch, in dem die Ärzte
die Patienten über die geplante Therapie aufklären. Vor allem
die Nebenwirkungen der eingesetzten Krebsmedikamente ste-
hen dabei im Vordergrund. „Mit den modernen Medikamenten,
die uns heute zur Verfügung stehen, sind die Nebenwirkungen
weniger geworden“, urteilt Dr. Eckert. Allerdings hat sich das
Spektrum der Nebenwirkungen verändert. Übelkeit, Erbrechen
und Haarausfall stehen dank begleitender Behandlungen nicht
mehr so im Vordergrund, Nebenwirkungen wie Hautverände-
rungen und Verdauungsstörungen sind dazugekommen. Zwi-
schen den Therapiesitzungen kommen die Patienten regelmäßig
zur Kontrolle in die Praxis. Über eine Notfall-Rufnummer sind
die Ärzte zudem rund um die Uhr erreichbar, wenn es einem
Patienten schlecht geht.
Therapieentscheidung im Dialog mit den Patienten
„Wenn die Chancen gut stehen, mit einer Chemotherapie eine
vollständige Heilung der Krebserkrankung zu erreichen, dann
muten wir unseren Patienten auch stärkere Nebenwirkungen
zu“, erläutert Dr. Eckert. Bei Lymphomen zum Beispiel rät er sei-
nen Patienten zu einer Therapie ohne Kompromisse: „Hier ist
das Ziel eindeutig gesund zu werden.“ Bei fortgeschrittenen
Erkrankungen dagegen geht es darum, den Krebs zu bremsen,
aufzuhalten und zurückzudrängen und so zum Beispiel Schmer-
zen zu reduzieren. „Hier wägen wir zusammen mit den Patien-
ten sehr individuell Lebensqualität und eine mögliche Lebens-
verlängerung um einige Monate ab.“
Aber nicht nur die Ärzte haben sich im Onkologischen Schwer-
punkt Esslingen zusammengeschlossen und stimmen Therapie-
standards und die Behandlung komplizierter Krankheitsbilder
miteinander ab. Auch die Pflegekräfte in den Kliniken und der
Schwerpunktpraxis im Landkreis haben ein gemeinsames onko-
logisches Pflegekonzept entwickelt. Darin ist das Pflegever-
ständnis verankert. Besonders geschulte Pflegekräfte in der
Onkologie arbeiten in einem multiprofessionellen Team und
Einmal in der Woche besprechen die Krebsspezialisten aller Standorte des Onkologischen
Schwerpunktes Esslingen in einer Videokonferenz die besonders schwierigen Fälle und geben
eine gemeinsame Behandlungsempfehlung
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