Ausgabe 2 >2022

2 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 25 Die 81-jährige Rosemarie K.* leidet an Arthrose und Osteoporose. Sie hat schon mehrere Brüche erlitten. Zuletzt stolperte sie vor zwei Jahren, als sie noch etwas rüstiger war, bei der Gartenarbeit. Jetzt ist es wieder passiert: Ein Sturz im Wohnzimmer. Sie schafft es, den Rettungsdienst zu alarmieren. Dieser bringt sie in die Notaufnahme des Klinikum Esslingen. Die Diagnose lautet: Proximale Femurfraktur, im Volksmund Oberschenkelhalsbruch. Im Alter steigt das Sturzrisiko: Die Muskeln werden schwächer, der Gleichgewichtssinn lässt nach, die Sehkraft nimmt ab, hinzu können Kreislauf- oder Konzentrationsprobleme kommen. „Oberschenkelhalsfrakturen gehören zu den häufigsten Verletzungen bei Seniorinnen und Senioren. Insbesondere, wer an Osteoporose leidet, hat ein erhöhtes Risiko. Die Krankheit führt dazu, dass die Knochendichte abnimmt, die Knochen porös werden und damit leichter brechen“, weiß Professor Dr. Michael Frink, seit Juni neuer Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Esslingen. Entscheidend für den Behandlungserfolg bei einem Oberschenkelbruch ist, dass er schnell operiert wird. Noch am Tag des Unfalls setzen erfahrene, hochspezialisierte Unfallchirurginnen und Unfallchirurgen im Endoprothetik-Zentrum des Klinikum Esslingen Rosemarie K . ein künstliches Hüftgelenk ein. Innovative, schonende Operationstechniken Die Endoprothetik, das Einsetzen künstlicher Gelenke, hat am Klinikum Esslingen schon immer einen hohen Stellenwert. Über 400 Gelenkersatzoperationen führen die speziell ausgebildeten Operateure in der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie jedes Jahr durch, darunter sind etwa 250 Hüftgelenksimplantate. Je nach Alter und Gesundheitszustand und je nachdem, welches Gelenk ersetzt werden soll, erarbeiten die Operateure eine individuelle Lösung. „Bei Frau K. haben wir einen kompletten Gelenkersatz, die sogenannte Hüft-Totalendoprothese, kurz TEP, vorgenommen“, berichtet Professor Frink. Das Einsetzen einer TEP ist ein häufiger Eingriff, der mithilfe moderner schonender Techniken erfolgt. „Über einen kleinen Hautschnitt bringen wir die Prothese so ein, dass wir dafür keine Muskeln durchtrennen müssen. Das ist für unsere Patientinnen und Patienten viel weniger belastend und beschleunigt die Wundheilung,“ weiß Professor Frink. „Prinzipiell können Hüftprothesen zementlos oder zementiert verankert werden. Wir empfehlen älteren Patientinnen und Patienten aber eindeutig Letzteres, da es die sofortige Belastung des operier ten Beins er laubt .“ Auch die Kombination aus zementiertem Schaft und zementloser Pfanne sei gängig und zeige hervorragende Ergebnisse. Bei anderen Frakturen, bei denen kein Gelenkersatz notwendig ist und die mit einer Platte versorgt werden können, kommen ebenfalls schonende OP-Techniken zum Einsatz. Hier wird die „Die Alterstraumatologie spielt eine immer wichtigere Rolle. Das liegt an der demografischen Entwicklung. Die Menschen werden älter und bleiben länger aktiv.” Platte beispielsweise über mehrere kleine Schnitte eingebracht und mit Schrauben verankert. Bevor Profes sor Fr ink ans Klinikum Esslingen kam, war er seit 2012 am Universitätsklinikum Marburg tätig, zunächst in der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie als Oberarzt und seit 2017 im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie als stellvertretender Klinikdirektor. Zu seinen Spezialgebieten zählt neben der Versorgung von Schwerstverletzten auch die Alterstraumatologie – die Behandlung von Verletzungen und Wunden im Alter. „Die Alterstraumatologie spielt eine immer wichtigere Rolle. Das liegt an der demografischen Entwicklung. Die Menschen werden älter und bleiben länger aktiv. Somit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass es im hohen Alter zu Knochenbrüchen an Hüfte, Knie, Schulter und Sprunggelenken kommt.“ Besondere Expertise: Frakturen bei älteren Patienten Als Experte für Alterstraumatologie weiß Professor Frink: „Bei Patientinnen wie Frau K., einer über 70 Jahre alten Frau mit Osteoporose, brechen die Knochen nach einem anderen Bruchmuster. Das bedeutet für uns Operateure, dass wir Implantate schwerer in den Knochen verÜber 400 Gelenkersatzoperationen werden in der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie jährlich durchgefüht. >>> * Name geändert

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