Ausgabe 2 >2022

26 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2022 ankern können als bei jungen Menschen. Wir können die die winkelstabilen Schrauben der Platte zusätzlich mit einer speziellen Technik, Augmentation genannt, im Knochen verankern. Das heißt: Wir bringen Zement ein, verbessern so die Kontaktfläche zwischen Knochen und Implantat, damit die Schrauben besser halten“, so der Unfallchirurg. Um 50 Prozent verringerte Komplikationsrate Ein weiterer Forschungsschwerpunkt, mit dem sich Professor Frink seit vielen Jahren beschäftigt, ist die Durchblutung, die bei älteren Menschen häuf ig eingeschränkt ist. Dies beeinträchtigt die Heilung von Knochen, Weichteilen und Wunden nach Operationen. „Besonders bei Sprunggelenksbrüchen, deren Häufigkeit in den letzten Jahren massiv angestiegen ist, führt dies oft zu Komplikationen, aber auch bei Hüft- oder Beckenfrakturen. Wir setzen darauf, die Durchblutung vor operativen Eingriffen zu verbessern, optimale Implantate zu verwenden und schonende, genau auf die Betroffenen zugeschnittene Operationstechniken einzusetzen.“ Mit Erfolg: Das Team um Professor Frink konnte die Komplikationsrate nach operativer Ver sorgung von Brüchen des Sprunggelenkes bei älteren Patientinnen und Patienten um 50 Prozent reduzieren. Wie gelingt das? „Dank einer sehr zielgenauen Gefäßdiagnostik können wir für eine bessere Durchblutung des verletzten Gelenks vor der Operation sorgen“, so der Unfallchirurg. „Dies sichert eine bessere Wundheilung und stärkt die Immunabwehr. So vermeiden wir Infektionen und können die Knochenbrüche besser versorgen. Die hohe Expertise der Chirurgen, die enge Kooperation mit der Geriatrie und die optimalen Strukturen im Klinikum Ess- >>> „ Wir haben eine Abteilung für Geriatrie direkt im Haus, mit der die Unfallchirurgie eine hervorragende Zusammenarbeit pflegt.” lingen und im Zusammenspiel mit den niedergelassenen Kollegen in der Nachsorge tragen maßgeblich zu der herausragend niedrigen Komplikationsrate bei.“ Enge Kooperation mit der Geriatrie Oft leiden betagte Menschen an mehreren Erkrankungen und nehmen entsprechende Medikamente ein. Diabetes, Bluthochdr uck , Inkont inenz , Demenz , Herz-Kreislauf-Erkrankungen, oder Mangelernährung gehören zu den typischen Alterserkrankungen. Kommt dann noch ein Oberschenkelhalsbruch hinzu, ergibt sich ein komplexes Gesamtbild. „Diese Komplexität müssen wir bei unseren Operationsstrategien berücksichtigen. Neben der akuten unfallchirurgischen Versorgung benötigen ältere Menschen zudem meist eine internistische Weiterbehandlung“, so Professor Frink. „Ein großer Bonus hier im Klinikum Esslingen: Wir haben eine Abteilung für Geriatrie, also Altersmedizin, direkt im Haus, mit der wir Unfallchirurginnen und Unfallchirurgen eine hervorragende Zusammenarbeit pflegen. So können wir ältere Menschen rundum sehr gut versorgen.“ „Eine Untersuchung mit 58.000 Patienten in 900 Kliniken deutschlandweit hat gezeigt: Wenn Unfallchirurgie und Geriatrie ein gemeinsames Konzept erarbeiteten, sank die Sterblichkeit älterer Menschen nach Knochenbrüchen um 22 Prozent“, ergänzt die leitende Oberärztin der Geriatrie Dr. Ulrike Wortha-Weiss. Ihr ist es jedoch nicht genug, das Überleben älterer Patientinnen und Patienten zu sichern. Sie will ihnen auch ihre Lebensqualität erhalten. Mobilität und Selbstständigkeit erhalten Schwere Akutereignisse wie ein Oberschenkelhalsbruch können bei älteren Menschen gesundheitliche Kettenreaktionen in Gang setzen. Denn wer für längere Zeit bettlägerig ist, baut Muskeln und Knochen ab. Man wird „wackelig“ auf den Beinen und schränkt, aus Unsicherheit, die Bewegung auf ein Mindestmaß ein. Gangunsicherheiten ver festigen sich dadurch, es droht ein Verlust an Alltagskompetenz und Selbstständigkeit. „Je früher wir mobilisieren und mit rehabilitativen Maßnahmen beginnen, desto besser können wir solche Negativspiralen durchbrechen“, so Dr. Wortha-Weiß.

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