Ausgabe 2 >2022

2 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 29 „Mein Hauptwirkort ist die Brückenpflege StellaCare am Klinikum Esslingen. Wir beraten Krebskranke und ihre Angehörigen“, erklärt der onkologische Fachpfleger Rolf Posl. „Meist knüpfen wir bereits auf Station den Kontakt zu den Patientinnen und Patienten und begleiten sie später zuhause weiter.“ Posl arbeitet zu 75 Prozent bei der Brückenpflege und zu 25 Prozent auf der onkologischen und der palliativen Station im Klinikum Esslingen. Bei der Brückenpflege stehen viele Hausbesuche und Telefonate an, bei denen Beratung und Anleitung im Vordergrund stehen. Auf der onkologischen und der palliativen Station im Klinikum Esslingen ist sein Alltag von pflegerischen Aufgaben geprägt: Fachlich hochqualifiziert begleitet er Patientinnen und Patienten mit Chemotherapien, achtet auf Krankheitszeichen, Beschwerden und Nebenwirkungen. „Im Fachjargon nennt man dies Symptom- und Nebenwirkungsmanagement. Natürlich stehen wir dabei in engem Kontakt mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten im Klinikum und in Praxen sowie mit dem Cancer Center Esslingen “, erklärt der 40-Jährige. Onkologische Pflege als Berufung Rolf Posl kommt über Umwege zu seinem Traumberuf: Nach seinem Zivildienst studiert er vier Semester Grund- und Hauptschul-Lehramt. Doch im Praxissemester wird ihm bewusst: „Das ist nicht, was ich will. Ich dachte, mit dem Abi in der Tasche muss ich studieren, klar.“ Aber seine Berufung zieht ihn in eine ganz andere Richtung: 2005 beginnt er seine Krankenpflegeausbildung am Katharinenhospital in Stuttgart. Inspiriert haben ihn Freunde und seine jetzige Frau, die ebenfalls Gesundheits- und Krankenpflegerin ist. Er zieht nach Stuttgart und steigt direkt in die Radio-Onkologie ein, also dort, wo Krebspatientinnen und -patienten bestrahlt werden. „Ich war hochmotiviert und fand es sehr spannend, im Krankenhaus zu arbeiten. Gleichzeitig war ich auch schockiert, da ich gleich bei meinem ersten Einsatz mit schwersten Erkrankungen, Tod und Sterben zu tun hatte“, berichtet Posl. „Das hat mich nachhaltig geprägt. Es hat mir gezeigt: Hier kann ich viel bewirken. Die Patienten sind konfrontiert mit einer lebensbegrenzenden Erkrankung und sind dankbar über jeden Rat und jede Hilfe. In der onkologischen Fachpflege geht es um mehr als einen verstauchten Knöchel.“ Fachweiterbildung als Fundament 2008 wechselt er ans Krankenhaus Bad Cannstatt auf die onkologische Station und lernt dort auch die Palliativpflege kennen: „Das Behandlungsziel der Palliativpflege ist, unheilbar Erkrankten mit begrenzter Lebenserwartung die bestmögliche Lebensqualität zu erhalten, Krankheitssymptome und Schmerzen zu lindern und sie psychisch zu betreuen.“ Die Stationsleitung gibt ihm den Tipp: „Wenn du mehr Kompetenzen erlangen möchtest, empfehle ich dir eine Weiterbildung zur onkologischen Fachpflegekraft.“ Gesagt, getan: 2011 beginnt er im Robert-BoschKrankenhaus seine Fachweiterbildung in Vollzeit. Über zwei Jahre lernt er in unzähligen Stunden die Theorie zu Themen wie Palliativpflege, onkologische Pflege, Chemotherapie, Nebenwirkungsmanagement, Anleitung und Beratung von Patienten, Pflegestandards und Inhalte psychoonkologischer Pf lege. Bei praktischen Einsätzen kann er das Gelernte gleich anwenden: auf onkologischen Intensiv-, Palliativstationen und Hospizen im Raum Stuttgart. Kurzum: Er wird zum Experten für alle Themen, die mit onkologischer Pflege zu tun haben. Es folgt eine arbeitsintensive Zeit mit Facharbeiten, mündlichen Prüfungen und Klausuren: „Es ist wie ein Studium, sagte unser Dozent damals.“ 2013 legt er dann das Examen für die Fachpflege Onkologie und Palliativmedizin ab. „Während der Fachweiterbildung sind zwei meiner vier Kinder geboren, wir haben ein Haus in Ebersbach gekauft und renoviert. Da lag das Klinikum Esslingen nahe“, erzählt der 40-Jährige. Eine Stellenausschreibung der dortigen Brückenpflege StellaCare fällt ihm sofort ins Auge. Er bewirbt sich und bekommt die Stelle. Professionalität und Leidenschaft Seit mittlerweile acht Jahren arbeitet Rolf Posl nun in der Brückenpflege und im Klinikum Esslingen auf der onkologischen und der palliativen Station: „Ich habe gefunden, was ich gesucht habe“, sagt er. Es sei ihm ein Herzensanliegen, Menschen mit der Diagnose Krebs beizustehen und alle Fragen zu beantworten, die auf sie einströmen: Wie vertrage ich die Chemotherapie oder die Bestrahlung? Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen? Wie gehe ich mit Infusionen, Injektionen, Sonden und Drainagen um? Wie komme ich mit Ängsten zurecht? „Die psychosoziale Begleitung nimmt einen großen Teil unserer Arbeit ein. Dazu gehören Gespräche zur Krankheitsbewältigung und Kriseninterventionen. Genauso wichtig ist es, Angehörige in häuslicher Pflege zu schulen. Zudem beraten wir sie, wie sie die Patientinnen und Patienten seelisch am besten unterstützen können,“ erklärt der Fachpfleger. Wenn das Leben begrenzt ist „Sind Patientinnen oder Patienten unheilbar krank, gibt es mir Kraft zu wissen, dass ich mein Bestmögliches gebe“, erklärt der onkologische Fachpfleger. „Jeder einzelne, jede einzelne ist mir sehr wichtig. Dabei ist es immer wieder herausfordernd, die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden.“ Doch er müsse sich auch abgrenzen, um nicht auszubrennen und noch lange vielen weiteren Menschen helfen zu können. „Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut an eine junge Patientin mit kleinen Kindern“, erzählt er. „Die Ärzte hatten ihr gerade die Diagnose einer lebensbegrenzenden Krebserkrankung mitgeteilt. Ihr blieb nur noch wenig Zeit.“ Er betreute die Patientin wöchentlich in ihrem Zuhause. Beim ersten Besuch weinten alle. Die ganze Familie war fassungslos und schockiert. Da war sein Wissen und seine Erfahrung in Krisenintervention gefragt. Einfühlsam unterstützte er die Mutter dabei, die Diagnose anzunehmen. Er bezog die Kinder mit ein und erklärte ihnen, wie sie ihrer Mutter nun am besten helfen können. Mit dem Ehe- >>> „ Wir betreuen an Krebs Erkrankte in allen Krankheitsphasen in der Klinik und zuhause.”

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