>>> 2 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 43 „Die geburtshilfliche Ambulanz, der Kreißsaal, die Wochenbettstation, aber auch die Schwangerenstation sowie die Kinderklinik befinden sich unter einem Dach“, erklärt Dr. Manuela Bihler, die leitende Oberärztin der Geburtshilfe. Etwa 1.800 Kinder kommen jedes Jahr im Klinikum Esslingen auf die Welt. „An manchen Tagen haben wir zehn Gebärende im Kreißsaal. An anderen Tagen sind es nur drei“, sagt Daniela Hotz, die stellvertretende Leiterin des Kreißsaals. Doch was erwartet die werdenden Eltern, wenn sie sich auf ins Krankenhaus machen? Noch vor drei Jahren war es für Schwangere und Paare einfach, sich über die diversen Kliniken zu informieren. Jedes Krankenhaus bot Führungen durch den Kreißsaal an. Seit Beginn der CoronaPandemie finden diese Infoabende nun nur noch online statt. Trotzdem gibt es für jede Frau, die es wünscht eine individuelle Beratung. „Ein Anruf und jede Schwangere kann einen Termin in unserer Hebammensprechstunde buchen. Da gehen wir dann auf alle Fragen ein“, sagt die Hebamme Daniela Hotz. Häufig seien die Frauen heute sehr gut informiert. „Die kommen mit sehr genauen Vorstellungen darüber, wie die Geburt ablaufen soll, zu uns. Und stellen dann fest, dass es vielleicht doch ganz anders verläuft als sie es sich ausgemalt hatten.“ Eine Vorbereitung auf die Geburt sei eben nur begrenzt möglich. Auch sie selbst, Mutter dreier Kinder, hat das erfahren. „Ich hatte mir fest vorgenommen, mein drittes Kind auf dem Gebärstuhl zur Welt zu bringen. Doch dann habe ich den Stuhl nur zur Seite geschoben, konnte so gar nichts damit anfangen.“ Das Baby kommt! Wann ist für schwangere Frauen der richtige Zeitpunkt, sich für die Geburt auf den Weg in die Klinik zu machen? „Für Erstgebärende gilt die Formel‚ eine Stunde lang alle fünf Minuten so starke Wehen, dass man währenddessen nicht mehr sprechen kann‘“, sagt Daniela Hotz. Dann dauere es im Schnitt noch zwölf Stunden, bis das Kind da sei. Bei Mehrfachgebärenden geht es normalerweise schneller. Aber auch hier gilt: Jede Frau und jede Geburt ist anders. „Wir raten lieber einmal zu viel in die Klinik kommen als zu spät“, sagt die Hebamme. Angekommen in der Geburtshilfe kümmert sich eine Hebamme um die Schwangere. Aktuell noch obligatorisch ist ein Antigen-Schnelltest , den jede Frau machen musss. Auch die Begleitperson („sehr wichtig für eine Gebärende“, sagt die Hebamme), zumeist ist es der Partner, darf nur mit einem negativen Antigentest in Haus. Doch das kann alles in der Klinik gemacht werden. „Wir fragen die Frau dann, wie es ihr geht und schließen sie an einen Wehenschreiber an“, erklärt Hotz das Prozedere. Kommt eine Frau mit einem Blasensprung und ohne Wehen und geht es ihrem Kind noch gut, erhält sie ein Bett auf der Wöchnerinnenstation. Sind die Wehen schon weit fortgeschritten, geht es gleich ab in den Kreißsaal. Individueller Ablauf im Kreißsaal Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse der Gebärenden. Sie entscheidet, ob sie eine PDA, eine Periduralanästhesie, gelegt bekommen möchte. Diese Rückenspritze lindert die Geburtsschmerzen. „Sie nehDr. Manuela Bihler men den Schmerzen die Spitze“, sagt die Hebamme Hotz. Andere Methoden der Schmerzlinderung sind zum Beispiel ein warmes Bad, Lachgas oder auch Akkupunktur. Solange die Herztöne des Babys gut sind, kann die werdende Mutter auch die Form der Geburt wählen. Manche Frauen entbinden gerne in der Badewanne, andere auf dem Gebärstuhl oder auch ganz klassisch im Bett. Wichtig bei alldem ist der Gesundheitszustand des Kindes. Verschlechtern sich dessen Herztöne, kann es notwendig sein, das Baby schnell zu holen. Dann kann ein Kaiserschnitt oder eine Saugglocke notwendig sein. Verläuft die Geburt ohne größere Komplikationen und ist das Kind da, wird es der Mutter sofort nackt auf den Bach gelegt. „Der Hautkontakt ist sehr wichtig für die Mutter-Kind-Bindung“, erklärt Hotz. „Wir nennen das Bonding.“ Etwa zwei Stunden verbleiben Mutter und Kind zur Überwachung noch im Kreißsaal. Die Plazenta wird ausgestoßen, eventuell muss ein Dammriss genäht werden. Bei alldem liegt das Kind auf dem Bauch der Mutter. Möglichst bald soll die junge Mutter ihr Kind das erste Mal anlegen. Auch das fördert die Bindung. „Und die Milchbildung“, sagt Alwine Bohusch. Sie ist Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin und arbeitet als Stillberaterin im Esslinger Klinikum. Unterstützung für stillende Mütter Ihre Aufgabe: die jungen Mütter beim Stillen zu unterstützen. Fast alle Frauen möchten stillen – so die Erfahrung von Bohusch. Doch dann gibt es häufig Probleme: die Milch schießt erst nicht ein, dann mit voller Wucht, so dass die Brüste schmerzen und sich manchmal entzünden. Oder der Säugling will nicht saugen. Oder aber das Baby beißt die Brustwarzen blutig. Bei all diesen Problemen steht die Stillberaterin zur Verfügung. Sie besucht die jungen Mütter auf der Wochenstation. Drei Tage bleiben die Frauen Etwa 1.800 Kinder kommen jedes Jahr im Klinikum Esslingen auf die Welt.
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