12 Esslinger Gesundheitsmagazin
2 2016
Klinik für Allgemeine Innere Medizin,
Onkologie / Hämatologie,
Gastroenterologie und Infektiologie
Prof. Dr. Michael Geißler
Telefon 0711 3103-2450, -2451
und -2452
g.kaiser@klinikum-esslingen.dekönnen offenbar eine Leukämie auslösen.
Aber auch Umweltgifte, wie etwa Ben-
zoldämpfe werden als Ursache vermutet,
genauso wie bestimmte Viren oder eine
erhöhte Strahlenbelastung. So stiegen die
Leukämieerkrankungen beispielsweise
nach dem Atomunfall in Tschernobyl an.
Auch die Höhenstrahlung, denen Flug-
passagiere ausgesetzt sind, könnte die
Erkrankung auslösen. „Es gibt aber keine
gesicherten Daten darüber, dass selbst
Vielflieger, wie Piloten oder Stewardes-
sen, häufiger an einer Leukämie erkran-
ken als der Durchschnitt der Bevölke-
rung“, beruhigt Professor Geißler alle, die
mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen.
Knochenmarkspender gesucht
Für die Behandlung der Leukämie wer-
den vor allem Chemotherapien einge-
setzt. Zunehmend kommen zusätzlich
moderne, zielgerichtete Medikamente
zum Einsatz. Bei jüngeren, fitten Patien-
ten ist eine Fremd-Stammzellentrans-
plantation ein wichtiges Therapiekon-
zept. Mit einer Hochdosis-Chemotherapie
werden zunächst alle Krebszellen, aber
auch die eigenen gesunden Blutzellen
zerstört. Ist ein passender fremder Kno-
chenmarkspender gefunden, werden
dem Leukämie-Patienten die fremden
Stammzellen infundiert, die dann
gesunde Blutzellen produzieren. Eine
Abstoßung des fremden Blutes wird
verhindert, indem man das körperei-
gene Immunsystem mit Medikamen-
ten dämpft. Voraussetzung ist, dass
bestimmte Gewebemerkmale des
Empfängers und des Spenders überein-
stimmen. Es gibt allerdings unzählige
unterschiedliche Kombinationen dieser
Merkmale. Potentielle Spender können
sich deshalb in Stammzellspender
dateien registrieren lassen und so die
Chance erhöhen, bei Bedarf einen pas-
senden Spender für einen Leukämie-
kranken zu finden. Bei Stammzellen-
transplantationen arbeitet das Klinikum
Esslingen mit den Universitätsklinika in
Ulm und Tübingen zusammen.
„Wer über einen längeren Zeitraum häufiger
Nasen- oder Zahnfleischbluten oder spon-
tane Blutergüsse bemerkt oder wenn
Frauen immer wieder ungewöhnlich starke
Regelblutungen haben, sollte man zur
Abklärung zum Hausarzt oder zum Hämato-
logen gehen.“
Prof. Dr. Michael Geißler
Genetische Ursachen haben auch Bluter-
krankheiten, medizinisch Hämophilie
genannt. Bei diesen Blutgerinnungsstö-
rungen handelt es sich um eine Erbkrank-
heit, die vor allem Männer betrifft. Von
einigen Formen können aber auch Frauen
betroffen sein. Meist fehlt den Patienten
ein Gerinnungsfaktor, der aber aus Spen-
derblut gewonnen wird und den die
Betroffenen selbst intravenös spritzen
können. Damit können die sogenannten
Bluter heute ein fast normales Leben
führen, ohne die Gefahr eine blutende
Verletzung nicht stillen zu können.
Generell sollte man bei häufigen uner-
klärlichen Blutungen reagieren, rät Pro-
fessor Geißler: „Wer über einen längeren
Zeitraum häufiger Nasen- oder Zahn-
fleischbluten oder spontane Blutergüsse
bemerkt oder wenn Frauen immer wieder
ungewöhnlich starke Regelblutungen
haben, sollte man zur Abklärung zum
Hausarzt oder zum Hämatologen gehen.“
Der Trend zu Fernreisen, aber auch die
vielen Flüchtlinge, die in den letzten
Monaten nach Deutschland kamen,
beschäftigen die Hämatologen eben-
falls. „Malaria beispielsweise ist ein
wichtiges Thema in der Reisemedizin“,
sagt Professor Geißler. Die von Mücken
übertragene Tropenkrankheit zerstört
die roten Blutkörperchen. Zum Glück
sehr selten ist das hämorrhagische Fie-
ber, das innere Blutungen auslöst und
gelegentlich ebenfalls von Reisenden
mitgebracht wird. „Manche Flüchtlinge
dagegen leiden an einem in Nordafrika
verbreiteten Gendefekt, der zu einer
sogenannten Thalassämie führt.“ Bei
dieser Blutarmut werden die roten Blut-
körperchen nicht ausreichend gebildet
oder vermehrt abgebaut.
so
>>>




