2 2016
Esslinger Gesundheitsmagazin 37
ziner aber auch aktuelle wissenschaftli-
che Erkenntnisse in eine umfassende
Therapie einfließen können.
Misteltherapie unterstützt die
Behandlung
Innerhalb des OSP haben einzelne Kliniken
aber zum Teil auch unterschiedliche
Schwerpunkte und Spezialisierungen. So
etwa die Behandlung von Lungenkrebs,
Leberkrebs oder von akuten Leukämien,
also Blutkrebs, im Klinikum Esslingen.
„Eine Besonderheit unseres Onkologi-
schen Schwerpunktes im Kreis Esslingen
ist das komplementärmedizinische Ange-
bot der Filderklinik“, berichtet Professor
Geißler. Bewusst sprechen die Ärzte des
OSP nicht von alternativen Heilmethoden
sondern von die Schulmedizin ergänzen-
den, eben komplementären Verfahren.
„Etwa 70 Prozent der Krebspatienten
erkundigt sich nach komplementären
Heilmethoden“, erklärt Dr. Stefan Hiller,
stellvertretender ärztlicher Vorstand des
OSP und leitender Arzt des Zentrums für
integrative Onkologie der Filderklinik. „Im
Internet kursieren mehr als 250 unter-
schiedliche angeblich alternative Thera-
pien. Die Patienten in diesem Dschungel
nicht allein zu lassen, ist eine wichtige
Aufgabe.“ Viele dieser Angebote seien vor
allem teuer und ohne seriös nachgewie-
sene Wirkung. Andere dagegen, wie zum
Beispiel die Misteltherapie, sind inzwi-
schen etabliert und können die Behand-
lung der Patienten unterstützen. So kön-
nen sich die Patienten des OSP in der
Filderklinik zu den ergänzenden Metho-
den, die die Komplementärmedizin bie-
tet, serös beraten lassen und eine Zweit-
meinung einholen. Ziel ist es für jeden
Patienten individuell eine optimale
Kombination aus Schulmedizin und
Komplementärmedizin zusammenzufü-
gen. Das ist das Besondere an der Inte-
grativen Medizin. „Aber auch wenn ver-
schiedene Fachärzte und unterschiedliche
Therapieformen bei der Behandlung einer
Krebserkrankung beteiligt sind, ist es
wichtig, dass ein Arzt oder eine Klinik
die Fäden in der Hand und alles im Über-
blick behält“, urteilt Dr. Hiller.
„Wenn Patienten hinter dem Rücken des
behandelnden Arztes zu vermeintlich
alternativen Therapie greifen, ist das oft
ungünstig“, urteilt auch Professor Geißler.
Denn dann können mögliche Nebenwir-
kungen falsch eingeschätzt werden.
„Deshalb ist es wichtig, die Scheuklappen
abzulegen und offen mit den komplemen-
tären Therapieverfahren umzugehen und
sie mit der Schulmedizin zur integrativen
Medizin zu verbinden; denn gut ist, was
dem Patienten nutzt.“
Auch die Mitarbeiterinnen der Brücken-
pflege „Stella Care“ setzen neben der
Schulmedizin auf komplementäre Ver-
fahren. Das Team, das sich aus Fachpfle-
gekräften für Onkologie aller am OSP
Esslingen beteiligten Kliniken zusammen-
setzt, begleitet und berät vor allem
schwerkranke Krebspatienten bereits in
der Klinik und schlägt dann die Brücke
zur anschließenden Versorgung zu
Hause. Dazu sind die Pflegekräfte zur
Hälfte in einer der Kliniken und zur Hälfte
bei Stella Care angestellt. Im regelmäßi-
gen Austausch haben die Pflegekräfte
der Filderklinik komplementäre Metho-
den auch in die Arbeit der Brückenpflege
eingebracht. „In der Pflege sind klassi-
sche und komplementäre Verfahren
schon sehr gut verzahnt“, urteilt Dr. Hil-
ler. Vor allem für Patienten, die zu Hause
unter Nebenwirkungen der Tumorbe-
handlung leiden, schließt Stella Care mit
umfassender und kompetenter Beglei-
tung eine Versorgungslücke.
Neben der praktischen Arbeit mit den
Patienten haben Fortbildungen für Ärzte
und Pflegekräfte einen hohen Stellen-
wert im OSP Esslingen. Zudem treffen
sich alle am OSP Beteiligten regelmäßig
zu einem Jahrestreffen, auf dem neben
medizinischen auch organisatorische
Themen behandelt werden. „Beim letzten
Jahrestreffen Ende März 2016 haben wir
beschlossen, die Weiterbildungsange-
bote auszuweiten und die integrative
Medizin, also das Zusammenspiel zwi-
schen Schulmedizin und Komplementär-
medizin, weiter zu stärken“, berichtet
Professor Geißler. Außerdem zeigen
immer mehr niedergelassene Ärzte, die
Krebspatienten behandeln, Interesse an
einer Mitarbeit im OSP. Inzwischen kön-
nen die als assoziierte Mitglieder an
Fortbildungen teilnehmen.
so
Etwa
70 Prozent
der Krebspatienten erkundigt
sich nach komplementären
Heilmethoden.
Klinik für Allgemeine Innere
Medizin, Onkologie / Hämatologie,
Gastroenterologie und Infektiologie
Prof. Dr. Michael Geißler
Telefon 0711 3103-2450,
-2451 und -2452
g.kaiser@klinikum-esslingen.deFilderklinik
Zentrum für integrative
Onkologie
Dr. Stefan Hiller
Leitender Arzt
Telefon 0711-7703 4271
s.hiller@filderklinik.de




