1 2013
Esslinger Gesundheitsmagazin 27
Fit und gesund
am Arbeitsplatz
Der Arbeitsmedizinische Dienst kümmert sich um die Gesundheit
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Stadt und im Klinikum
Esslingen. Sie weisen auf Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz hin,
untersuchen und beraten die Mitarbeiter. Mit Programmen zur
nachhaltigen Gesundheitsförderung gelingt es zudem, die Mitarbeiter
zu gesundheitsbewussterem Verhalten zu bewegen.
Etwa ein Sechstel der Erwerbstätigen empfindet den Arbeits­
alltag als stark oder sehr stark gesundheitsgefährdend, so das
Ergebnis der Studie „Gesundheit in Deutschland 2010“. Dass
Arbeit krank machen kann, ist lange bekannt. „Früher stand die
schwere körperliche Arbeit im Vordergrund“, berichtet Dr. Vera
Wienhausen-Wilke, Internistin und Betriebsärztin bei der Stadt
Esslingen. Die ersten „Arbeitsmediziner“ untersuchten Staub­
lungenerkrankungen im alten Ägypten, die beim Bearbeiten der
Steine für die riesigen Monumente entstanden. „Heute werden
zunehmend psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz
be­schrieben.“ Unternehmen sind verpflichtet, sich von Betriebs­
ärzten beraten zu lassen. Die Stadt Esslingen mit dem Klinikum
Esslingen beschäftigt dazu für die insgesamt rund 3.300 Mit­
arbeiterinnen und Mitarbeiter einen eigenen Arbeitsmedizini­
schen Dienst, der im Klinikum Esslingen untergebracht ist.
Gesundheitliche Risiken am Arbeitsplatz möglichst auszuschlie­
ßen, ist die zentrale Aufgabe der Arbeitsmedizin sowie der
Arbeitssicherheit. Städtischen Mitarbeitern, die das Esslinger
Kanalnetz überwachen, empfehlen die Betriebsärzte, sich gegen
Hepatitis impfen zu lassen. Auch für Klinikmitarbeiter, die mit
infektiösemMaterial umgehen, gelten besondere Vorsichtsmaß­
nahmen. Wer auf einer Kinderstation arbeitet, bedarf des beson­
deren Schutzes vor Kinderkrankheiten. Je nach Arbeitsplatz gibt
es Pflichtuntersuchungen, Angebotsuntersuchungen, die allen
Mitarbeiter angeboten werden, und Wunschuntersuchungen.
„Wie jeder Haus- oder Facharzt unterliegen auch wir der ärzt­
lichen Schweigepflicht“, stellt Betriebsärztin Dr. Wienhausen-
Wilke klar. Untersuchungsergebnisse oder Informationen zum
Gesundheitszustand dürfen nur mit ausdrücklicher Zustimmung
des Mitarbeiters an den Arbeitgeber weitergegeben werden.
Neben der Beurteilung gesundheitlicher Risiken am Arbeitsplatz
ist der Arbeitsmedizinische Dienst zusammen mit weiteren Fach­
leuten und Kooperationspartnern in der Stadt in der Gesund­
heitsförderung aktiv. Und das mit großem Erfolg: Ein „struktu­
riertes Programm zur effektiven und nachhaltigen betrieblichen
Gesundheitsförderung“ wurde Ende 2011 mit dem Förderpreis
der größten Medizin-Kongressmesse Medica ausgezeichnet. Ein
Team um Betriebsärztin Dr. Wienhausen-Wilke, bestehend aus
Sportwissenschaftlern, Ernährungsberatern, Psychologen, Sozi­
alpädagogen, Pflegekräften und Verwaltungsmitarbeitern, hatte
das Programm ausgearbeitet. Rund 100 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter aus Stadt und Klinikum Esslingen nahmen daran
zwischen Oktober 2008 und Januar 2011 teil.
Nachhaltig den Lebensstil verbessert
Zunächst wurden alle Teilnehmer sportmedizinisch untersucht,
für Anschlussuntersuchungen konnten zeitnah Termine mit
Fach­abteilungen des Klinikums oder niedergelassenen Ärzten
vereinbart werden. Es folgte ein Bewegungsprogramm, bei dem
Ausdauerleistungsfähigkeit, Kraftausdauer, Koordination und
Flexibilität trainiert wurden. Dabei ging es zunächst vor allem
um Gewichtsreduktion, später auch um die Steigerung der indi­
viduellen Leistungsfähigkeit. In einem weiteren Teil waren
gesunde Ernährung und die Veränderung von Ernährungsge­
wohnheiten Hauptthemen. Im dritten Programmteil wurden
schließlich persönliche Stressauslöser erarbeitet und Bewälti­
gungsmechanismen entwickelt. Dank Bewegungsprogramm und
Ernährungsumstellung konnten die meisten Teilnehmerinnen und
Teilnehmer Gewicht und Bauchumfang reduzieren. Positiv waren
aber vor allem die Auswirkungen auf das persönliche Befinden
der Teilnehmer. Etwa die Hälfte fühlte sich mit dem Programm
wohler und leistungsfähiger. Ein Viertel der Teilnehmer gab
zudem an, sich gesünder, lebensfroher oder selbstbewusster zu
fühlen. „Vor allem aber haben wir einen nachhaltigen Effekt auf
den Lebensstil der Mitarbeiter erzielt“, berichtet Dr. Wienhausen-
Wilke. So treffen sich einige Teilnehmer nach wie vor zu einer
Lauf- und einer Nordic-Walking-Gruppe. 2012 bereitete sich
zudem eine Gruppe professionell auf die Teilnahme am 10-km-
Stadtlauf vor. In T-Shirts mit dem Aufdruck „150 Jahre Klinikum
Ess­lingen“ nahmen mit Mitarbeitern des Klinikums auch städ­
tischen Mitarbeiter als Gruppe an dem Lauf-Event teil.
Die Erfahrungen aus dem Projekt wurden inzwischen in weite­
ren Aktionen zur Gesundheitsförderung umgesetzt. Jüngstes
Beispiel war der Gesundheitstag am 21. März im Forum des Kli­
nikums Esslingen. Unter demMotto „In Bewegung bleiben“ ging
es mit vielen Informationen und praktischen Übungen um Ent­
spannung, Balance und Bewegung.
so
Dr. Eva Wienhausen-Wilke
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