1 2013
Esslinger Gesundheitsmagazin 17
Wo man singt, da lass dich nieder:
Die Gesangsrunden gehören zu den beliebtesten
Angeboten in der Tagespflege am Zollernplatz
Pflegeheime dabei. Die Baden-Württembergische Krankenhaus
gesellschaft (BWKG) und der Internationale Bund (IB) hatten
die Anwerbeaktion in Spanien organisiert und über den IB läuft
nun auch der Sprachkurs. Eine Bekannte, die bereits in Köln als
Krankenschwester arbeitet, habe ihn darauf gebracht, sich auch
nach Deutschland zu bewerben, erzählt der 28-jährige Jose
Maria Tapia Parra. „Außerdem hat mir Sprachen lernen schon
immer Spaß gemacht.“ Wie seine 25-jährige Kollegin Noelia
Ayllon Morcillo hat er die in Spanien übliche akademische Kran
kenpflegeausbildung abgeschlossen und auch schon einige Zeit
Berufserfahrung. Anders als bei uns übernehmen die Pflege
kräfte in Spanien nach ihrer Ausbildung an der Pflegehochschule
auch eigenständig Tätigkeiten, die in Deutschland den Ärzten
vorbehalten sind, wie Blut abnehmen oder intravenöse Spritzen
setzen. Inzwischen aber sind die freien Stellen rar in Spanien.
Die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen liegt bei über 50 Prozent.
In Deutschland dagegen werden gut ausgebildete Pflegefach
kräfte händeringend gesucht. Das Statistische Landesamt hat
errechnet, dass bis 2031 allein in Baden-Württemberg rund
60.000 Pflegekräfte in der Altenpflege zusätzlich benötigt wer
den, das sind 62 Prozent mehr als heute. „Wir haben schon jetzt
Probleme, frei werdende Stellen wieder zu besetzen“, berichtet
Thilo Naujoks. „Im Schnitt dauert es 115 Tage, bis eine Pflege
fachkraft für eine freie Stelle gefunden ist.“ In den Altenpflege
einrichtungen im Land ist eine Fachkraftquote von 50 Prozent
vorgeschrieben. Um die aber in der Praxis zu halten, müssen die
Einrichtungen mit rund 60 Prozent Fachkräften rechnen. Die
Pflegeheime nutzen deshalb alle Möglichkeiten, zusätzliche
Fachkräfte zu gewinnen – auch im Ausland. „Mir ist es dabei
wichtig, dass wir keine Pflegekräfte in einem Land abwerben, in
dem selbst Fachkräftemangel herrscht“, sagt der Geschäftsfüh
rer der Städtischen Pflegeheime Esslingen.
Die beiden Spanier jedenfalls freuen sich darauf, dass es nun
bald losgehen kann, auch wenn Sie zunächst nur als Pflegehel
fer eingesetzt werden können. Das Regierungspräsidium erkennt
ihr spanisches Pflegeexamen nämlich erst an, wenn sie nach
einem weiteren Sprachkurs das B2-Sprachlevel erreicht haben.
Damit sollten sie gut und fließend Deutsch sprechen und auch
das medizinische Vokabular beherrschen. Also heißt es ab Mai
neben der Arbeit weiter büffeln. Sicher bleibt dann aber auch
Zeit, ihre neue berufliche Heimat Esslingen näher kennen zu ler
nen. Mit dem Arbeitsbeginn im Pflegeheim Obertor werden Jose
Maria Tapia Parra und Noelia Ayllon Morcillo jedenfalls nach
Esslingen umziehen. Thilo Naujoks hat ihnen dazu schon ein
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„Der deutsche Winter macht
den Südspaniern zu schaffen,
ansonsten gefällt es ihnen
sehr gut.“