1 2014
Esslinger Gesundheitsmagazin 23
kamentös. „Wenn die Schmerzen stärker werden und es zu
Bewegungseinschränkungen kommt, dann ist ein operativer Ein-
griff meist unumgänglich“, betont Professor Degreif. Bei einer
solchen Operation werden, je nach Gelenk, verschiedene Metho-
den angewandt: Finger-Endgelenk sowie Finger-Mittelgelenk
werden in der Regel versteift (Arthrodese), beim Finger-Grund-
gelenk, also dem Gelenk zwischen Finger und Handfläche, gibt
es die Möglichkeit der Denervation. Dabei wird die entspre-
chende Nervenbahn und somit die Schmerzweiterleitung unter-
brochen. Beim Handgelenk wiederum ist ebenfalls die Verstei-
fung die beste Wahl. Eine solche Versteifung erfolgt mit
Versteifungsplatten, die beim Handgelenk meist wieder entfernt
werden, sobald die Entzündung abgeklungen ist.
Eine Versorgung mit künstlichen Gelenken ist zwar auch bei den
Finger- und Handgelenken möglich, eine wirkliche Alternative
ist das aber nicht: „Das wird aufgrund der hohen Lockerungsraten
nur ganz selten gemacht“, sagt Professor Degreif, der deshalb
in seiner Klinik einen Gelenkersatz bei der Hand nicht anbietet.
Beweglichkeit erhalten
Eine Besonderheit ist die Arthrose des Daumensattelgelenks, die
sogenannte Rhizarthrose. „Da dieses Gelenk die Greiffunktion
der Hand ermöglicht, versuchen wir natürlich eine Versteifung
des Gelenks zu vermeiden“, so Handchirurg Degreif. Stattdessen
führen er und sein Team in solchen Fällen eine beweglichkeits-
erhaltende Operation durch, die Arthroplastik. Dabei wird ein
Teil des entzündeten Gelenks entfernt und die Fehlstelle durch
einen „Umbau“ der Sehnen ausgeglichen. Ebenso aufwändig ist
die Behandlung der Kahnbeinpseudarthrose. Sie ist die Folge
einer nicht verheilten Kahnbeinfraktur und führt meist zu einer
Arthrose. „In einem solchen Fall entfernen wir die Pseudarthrose
operativ und füllen die dabei entstehende Fehlstelle mit einem
Knochenspan auf“, erklärt Professor Degreif.
Für solche Kahnbeinpseudarthrosen benötigt das OP-Team rund
90 Minuten, eine Daumensattelgelenkarthrose schlägt mit rund
45 Minuten zu Buche. „Ein Karpaltunnelsyndrom ist dafür in
sechs bis acht Minuten erledigt“, so der Chefarzt. 250 hand
chirurgische Eingriffe führt er jährlich durch, einen Tag pro
Woche hat er für diese Eingriffe reserviert. Seine Patienten blei-
ben allerdings selten über Nacht: „Mehr als 90 Prozent der hand-
chirurgischen Eingriffe werden heutzutage ambulant durchge-
führt.“
wb
„Der Mensch ist das klügste
aller Wesen, weil er Hände hat.“
Kein Platz für
Nerven und Sehnen
Karpaltunnelsyndrom
Einklemmung des Mittelarmnervs (Nervus
medianus) im Karpaltunnel am Handgelenk
Folgen:
Kribbeln in Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger
und mittelfingerseitiger Hälfte des Ringfingers,
Schmerzen, Schwäche beim Greifen, einge-
schränkter Tastsinn
Loge-de-Guyon-Syndrom
Schädigung des Ellennervs (Nervus ulnaris) an
einer Engstelle im Bereich des Handgelenks
(Loge de Guyon)
Folgen:
Empfindungsstörungen, Lähmung von Hand-
und Fingermuskeln (kleiner Finger und klein
fingerseitige Hälfte des Ringfingers)
Schnellende Finger/Schnappfinger
Verdickung der Beugesehnen eines Fingers,
sodass diese nicht mehr durch das Ringband
passen (Ringband-Stenose)
Folgen:
Schnappen der Finger beim Beugen, zum Stre-
cken ist Unterstützung nötig; typisch für manche
Berufe mit sich ständig wiederholenden Hand-
bewegungen
Ulnarisrinnen-Syndrom
Druckschädigung des Nervus ulnaris am Ellen-
bogen durch wiederholte Belastung
Folgen:
Taubheitsgefühl im kleinen Finger und der
kleinfingerseitigen Hälfte des Ringfingers,
Muskelschwäche, Lähmung der beiden Finger
(Krallen- oder Klauenhand)
Die Arthrose des Daumensattel
gelenks (Rhizarthrose) im Röntgen
bild vor und nach der Operation.
Markiert ist das Große Vieleckbein
(Os trapezium), das im Rahmen der
Arthroplastik entfernt wird