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1 2016

Esslinger Gesundheitsmagazin 45

Grund für den Ersatz des Arztkittels ist,

dass damit Infektionsübertragungswege

unterbrochen werden, die durch mit Kei-

men kontaminierten Ärmeln entstehen. In

Fachkreisen spricht

man auch von Risi-

kominimierung. In

der praktischen

Umsetzung bedeu-

tet dies, dass auch

Ä r z t e b e i d e r

Behandlung von

Patienten kurzar-

mige Dienstkleidung wie Polohemden

oder Kasacks tragen werden. Dieses

neue präventive Konzept wird auch vom

Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Michael

Geißler nachhaltig unterstützt.

Studien haben ergeben, dass sich durch

kurzarmige Dienstkleidung und die kor-

rekte Durchführung einer hygienischen

Händedesinfektion die Verbreitung von

Keimen eindämmen lässt. Der hygienische

Umgang mit Dienstkleidung ist in der

sogenannten „Kleiderordnung“ verankert.

Bei der Einstellung verpflichtet sich jeder

Mitarbeiter verbindlich, die Vorgaben der

„Kleiderordnung“ einzuhalten. Dazu

gehört auch, dass die Kleidung nicht

zuhause gewaschen werden darf, sondern

nur in der Wäscherei des Klinikums. Dort

wird sie in einer speziellen Waschma-

schine gereinigt.

Das oberste Ziel des vierköpfigen Teams

unter der Leitung von Dr. Maier heißt: Die

Vermeidung von nosokomialen Infektio-

nen, zum Schutz der Patienten, Besucher

und Klinikmitarbeiter vor krankmachen-

den Keimen in Form von Bakterien, Viren

und Pilzen.

Übertragen werden krankmachende

Keime über verschiedene Wege. Haupt-

übertragungswege sind jedoch unsere

Hände. Beim Händeschütteln werden

viele Erreger weitergegeben. Deshalb

stehen den Besuchern sowohl in den Ein-

gangsbereichen als auch vor allen Stati-

onseingängen des Klinikums Händedes-

infektionsspender zur Verfügung. „Am

besten desinfiziert man die Hände beim

Kommen und Gehen“, sagt Dr. Maier.

Dazu das Desinfektionsmittel gut auf

und vor allem zwischen den Fingern ver-

reiben. Schautafeln zeigen, wie man das

Desinfektionsmittel am besten einreibt.

Die auf Alkohol basierenden Händedes-

infektionsmittel töten Krankheitserreger

sehr effektiv ab. Und bei richtiger

Anwendung sind die Präparate durch

rückfettende Substanzen sehr gut haut-

verträglich, sagt Dr. Maier. Besonders

wichtig bei der Händehygiene ist auch

die Hautpflege. Durch rissige Haut kön-

nen Krankheitserreger eindringen. Ver-

letzte Haut kann schnell zu einer gefähr-

lichen Infektionsquelle werden.

Da die Übertragung von Keimen über

die Hände so häufig ist, empfehlen

Hygieneexperten, auf das Händeschüt-

teln im Krankenhaus grundsätzlich zu

verzichten. „Das wäre die beste Maß-

nahme zur Infektionsprävention“, sagt

Dr. Maier. Im Klinikalltag ist die Umset-

zung aber sehr schwierig. Die Heraus-

forderung bei der Erstellung von Hygi-

ene vo r s chr i f t en i s t , da s s s i e in

sämtlichen Klinikbereichen für alle

Mitarbeiter umsetzbar sein und durch

hygienisches Grundverständnis aller

Beteiligten gelebt werden muss.

Dr. Maier und sein Team erstellen die

Regeln für die Krankenhaushygiene auf

Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts

in Berlin – so auch die Vorschrift für die

Arztkittel. Das Bundesinstitut für Infek-

tionskrankheiten und nicht übertrage-

bare Krankheiten ist dem Bundesgesund-

heitsministerium unterstellt und gibt

regelmäßig Leitlinien heraus, die von der

Kommission für Krankenhaushygiene und

Infektionsprävention entwickelt wurden.

Zudem werden Vorgaben des Infektions-

schutzgesetzes und der Biostoffverord-

nung berücksichtigt.

Ein weiterer wichtiger Baustein im Kampf

gegen Krankenhauskeime ist die Teil-

nahme der Hygienemitarbeiter an natio-

nalen und internationalen Kongressen

und Fortbildungen. Das Wissen, das die

Mitarbeiter dort erlangen, geben sie in

Vorträgen und Schulungen an ihre Kolle-

gen am Klinikum Esslingen weiter. Worauf

bei den hausinternen Hygiene-

„Am besten desinfiziert

man die Hände beim

Kommen und Gehen.“

Bild links: Hygieneteam

(v.l.n.r.) Kai Kilger, Simone

Weigelt, Dr. Jürgen Maier,

Anna Marie Höss

Bild rechts: Hygienefachkraft

Simone Weigelt erklärt, dass

man bei einer gründlichen

Handdesinfektion die Daumen

nicht vergessen darf

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