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Esslinger Gesundheitsmagazin 45
Grund für den Ersatz des Arztkittels ist,
dass damit Infektionsübertragungswege
unterbrochen werden, die durch mit Kei-
men kontaminierten Ärmeln entstehen. In
Fachkreisen spricht
man auch von Risi-
kominimierung. In
der praktischen
Umsetzung bedeu-
tet dies, dass auch
Ä r z t e b e i d e r
Behandlung von
Patienten kurzar-
mige Dienstkleidung wie Polohemden
oder Kasacks tragen werden. Dieses
neue präventive Konzept wird auch vom
Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Michael
Geißler nachhaltig unterstützt.
Studien haben ergeben, dass sich durch
kurzarmige Dienstkleidung und die kor-
rekte Durchführung einer hygienischen
Händedesinfektion die Verbreitung von
Keimen eindämmen lässt. Der hygienische
Umgang mit Dienstkleidung ist in der
sogenannten „Kleiderordnung“ verankert.
Bei der Einstellung verpflichtet sich jeder
Mitarbeiter verbindlich, die Vorgaben der
„Kleiderordnung“ einzuhalten. Dazu
gehört auch, dass die Kleidung nicht
zuhause gewaschen werden darf, sondern
nur in der Wäscherei des Klinikums. Dort
wird sie in einer speziellen Waschma-
schine gereinigt.
Das oberste Ziel des vierköpfigen Teams
unter der Leitung von Dr. Maier heißt: Die
Vermeidung von nosokomialen Infektio-
nen, zum Schutz der Patienten, Besucher
und Klinikmitarbeiter vor krankmachen-
den Keimen in Form von Bakterien, Viren
und Pilzen.
Übertragen werden krankmachende
Keime über verschiedene Wege. Haupt-
übertragungswege sind jedoch unsere
Hände. Beim Händeschütteln werden
viele Erreger weitergegeben. Deshalb
stehen den Besuchern sowohl in den Ein-
gangsbereichen als auch vor allen Stati-
onseingängen des Klinikums Händedes-
infektionsspender zur Verfügung. „Am
besten desinfiziert man die Hände beim
Kommen und Gehen“, sagt Dr. Maier.
Dazu das Desinfektionsmittel gut auf
und vor allem zwischen den Fingern ver-
reiben. Schautafeln zeigen, wie man das
Desinfektionsmittel am besten einreibt.
Die auf Alkohol basierenden Händedes-
infektionsmittel töten Krankheitserreger
sehr effektiv ab. Und bei richtiger
Anwendung sind die Präparate durch
rückfettende Substanzen sehr gut haut-
verträglich, sagt Dr. Maier. Besonders
wichtig bei der Händehygiene ist auch
die Hautpflege. Durch rissige Haut kön-
nen Krankheitserreger eindringen. Ver-
letzte Haut kann schnell zu einer gefähr-
lichen Infektionsquelle werden.
Da die Übertragung von Keimen über
die Hände so häufig ist, empfehlen
Hygieneexperten, auf das Händeschüt-
teln im Krankenhaus grundsätzlich zu
verzichten. „Das wäre die beste Maß-
nahme zur Infektionsprävention“, sagt
Dr. Maier. Im Klinikalltag ist die Umset-
zung aber sehr schwierig. Die Heraus-
forderung bei der Erstellung von Hygi-
ene vo r s chr i f t en i s t , da s s s i e in
sämtlichen Klinikbereichen für alle
Mitarbeiter umsetzbar sein und durch
hygienisches Grundverständnis aller
Beteiligten gelebt werden muss.
Dr. Maier und sein Team erstellen die
Regeln für die Krankenhaushygiene auf
Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts
in Berlin – so auch die Vorschrift für die
Arztkittel. Das Bundesinstitut für Infek-
tionskrankheiten und nicht übertrage-
bare Krankheiten ist dem Bundesgesund-
heitsministerium unterstellt und gibt
regelmäßig Leitlinien heraus, die von der
Kommission für Krankenhaushygiene und
Infektionsprävention entwickelt wurden.
Zudem werden Vorgaben des Infektions-
schutzgesetzes und der Biostoffverord-
nung berücksichtigt.
Ein weiterer wichtiger Baustein im Kampf
gegen Krankenhauskeime ist die Teil-
nahme der Hygienemitarbeiter an natio-
nalen und internationalen Kongressen
und Fortbildungen. Das Wissen, das die
Mitarbeiter dort erlangen, geben sie in
Vorträgen und Schulungen an ihre Kolle-
gen am Klinikum Esslingen weiter. Worauf
bei den hausinternen Hygiene-
„Am besten desinfiziert
man die Hände beim
Kommen und Gehen.“
Bild links: Hygieneteam
(v.l.n.r.) Kai Kilger, Simone
Weigelt, Dr. Jürgen Maier,
Anna Marie Höss
Bild rechts: Hygienefachkraft
Simone Weigelt erklärt, dass
man bei einer gründlichen
Handdesinfektion die Daumen
nicht vergessen darf
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