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1 2016

Esslinger Gesundheitsmagazin 33

Myome sind kleine Geschwulste und

Wucherungen in der Gebärmuttermusku-

latur. Schätzungen zufolge sind sie die

häufigste gynäkologische Erkrankung von

Frauen in gebärfähigem Alter. „Bei den

meisten Betroffenen sind die Myome

allerdings so klein, dass sie keinerlei Sym-

ptome haben und wir die Myome zufällig

im Rahmen der Vorsorge durch eine Tast-

oder Ultraschalluntersuchung feststel-

len“, erklärt Dr. Carl-Eberhard Klapproth,

niedergelassener Gynäkologe in Esslingen.

Nur selten treten Beschwerden durch

Myome wie starke Blutungen während

der Periode, eine Vergrößerung der

Gebärmutter oder ein unerfüllter Kinder-

wunsch auf.

„Ein Myom ist erst einmal kein Grund zur

Beunruhigung“, betont Dr. Klapproth.

„Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr

gut.“ Verändert ein Myom seine Größe

nicht, reicht ein jährlicher Ultraschall

beim Frauenarzt, der kontrolliert, ob das

Myom gewachsen ist. Ist das der Fall,

wird bei einer beschwerdefreien Patientin

zunächst alle sechs Monate weiterhin das

Wachstum des Myoms nur mittels Ultra-

schall kontrolliert.

Erst wenn ein Myom deutlich wächst und

durch seine Größe zum Beispiel die

Abblutung der Gebärmutterschleimhaut

während der Periode stört, und es so zu

sehr starken Blutungen kommt oder die

Fruchtbarkeit bei Frauen mit Kinder-

wunsch beeinträchtigt, raten Mediziner

zu einer Behandlung. „Uns steht mittler-

weile ein sehr breites Spektrum unter-

schiedlicher Therapiemöglichkeiten zur

Verfügung“, berichtet Professor Dr.

Thorsten Kühn, Chefarzt der Klinik für

Frauenheilkunde und Geburtshilfe im

Klinikum Esslingen. „Bei der Behandlung

legen wir großen Wert darauf, die indivi-

duelle Situation der Patientin zu berück-

sichtigen und die für sie beste Methode

zu finden, die abhängig von ihrem Alter

und einem eventuellen Kinderwunsch

ist.“

Individuelle Therapien

Die klassische Behandlungsmethode ist

eine Operation, bei der die Myome aus der

Gebärmutter entfernt werden. „Der Vor-

teil hierbei ist, dass ein Eingriff ein fein-

gewebliches Ergebnis liefert und so eine

Bösartigkeit ausgeschlossen werden

kann“, sagt Professor Kühn. „Auch wenn

nur ein bis zwei Prozent der Myome tat-

sächlich bösartig sind.“

Vor allem Frauen mit Kinderwunsch wird

zu einer Operation geraten, da sich durch

die Entfernung der Myome die Eizelle bes-

ser in die Gebärmutter einnisten kann und

dies die Fruchtbarkeit am ehesten wieder

ins Lot bringt.

Durch Fortschritte in der Operations-

technik, vor allem der Schlüssellochtech-

nologie, kann ein Eingriff mittlerweile

sehr schonend durchgeführt werden und

die Patientinnen erholen sich danach

schnell wieder. Selbst die komplette Ent-

fernung der Gebärmutter, die allerdings

nur in seltenen Fällen bei Myomen not-

wendig ist, wird laparoskopisch ausge-

führt.

In vielen Fällen ist eine Operation aber gar

nicht erst notwendig. „Myome können

auch medikamentös behandelt werden“,

erklärt Dr. Klapproth. „Diese Therapie

kommt vor allem dann in Frage, wenn die

Myome nicht schnell wachsen. Dann kön-

nen Medikamente die starken Blutungen

während der Periode eindämmen.“

Eine weitere Möglichkeit ist die interven-

tionelle Myomembolisation: „Arterien, die

zu den Myomen führen, werden durch

einen künstlichen Verschluss verstopft, so

dass sie die Myome nicht mehr mit Blut

versorgen können“, erläutert Professor

Kühn. „Werden die Myome nicht mehr

durchblutet, sterben sie einfach ab.“ Für

Frauen mit Kinderwunsch ist diese

Methode allerdings nicht geeignet.

Befindet sich eine Patientin kurz vor

oder bereits in den Wechseljahren, muss

keine Therapie erfolgen. Da sich Myome

nur unter dem Einfluss des weiblichen

Hormons Östrogen vergrößern, wachsen

sie in den Wechseljahren, wenn die Hor-

monproduktion eingestellt wird, nicht

mehr weiter. „Die Myome bilden sich

dann automatisch zurück“, berichtet Dr.

Klapproth. „Deshalb sind auch nur Frauen

im gebährfähigem Alter von Myomen

betroffen.“

Im Endometriose- und Myomzentrum am

Klinikum Esslingen unter Leitung von

Professor Kühn werden unter anderem

jährlich rund 200 Frauen mit Myomen

behandelt. Modernste Technologien bis

hin zu 3D-Laparoskopie ermöglichen

besonders schonende Operationen. „Wir

operieren aber nicht in jedem Fall, son-

dern nur, wenn dies unbedingt notwendig

ist“, betont Professor Kühn. „Auch die

medikamentöse Therapie und die Myom-

embolisation bieten wir an.“ Um den

Patientinnen eine optimale Therapie bie-

ten zu können, arbeitet das Zentrum eng

mit niedergelassenen Gynäkologen, klini-

schen Ärzten verschiedener Fachrichtun-

gen und Kinderwunschzentren zusam-

men. „Dazu gehört, dass wir möglichst

individuelle Wege in der Behandlung auf-

zeigen“, sagt Professor Kühn. „Die beste

Methode für die eine Frau ist nicht unbe-

dingt der Königsweg für eine andere.“

js

„Bei der Behandlung legen wir großen

Wert darauf, die individuelle Situation

der Patientin zu berücksichtigen und

die für sie beste Methode zu finden,

die abhängig von ihrem Alter und

einem eventuellen Kinderwunsch ist.“

Prof. Dr. Thorsten Kühn

Dr. Carl-Eberhard Klapproth