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1 2016

Esslinger Gesundheitsmagazin 31

„Dank der neuen, schonenden

Operationstechniken haben die

Kinder nach dem Eingriff weniger

Schmerzen.“

Dr. Jürgen Holzer

Die größte Neuerung in den letzten Jah-

ren bezieht sich in der Kinderchirurgie auf

die operative Korrektur angeborener Nie-

renfehlbildungen, wie zum Beispiel Dop-

pelnieren oder  Verengungen des Harnlei-

ters am Abgang vom Nierenbecken. Diese

werden zunehmend minimalinvasiv

durchgeführt. „Hierbei werden anstatt

einem ca. fünf bis sieben Zentimeter lan-

gen Schnitt im Bereich der Flanke nur drei

bis vier kleine fünf bis zehn Millimeter

große Hautschnitte an der Bauchdecke

vorgenommen, durch die dann die lapa-

roskopischen Instrumente in die Bauch-

höhle eingebracht werden“, erklärt Dr.

Jürgen Holzer, Leitender Abteilungsarzt

im Bereich Kinderchirurgie in der Klinik

für Kinder und Jugendliche.

Neben dem kosmetischen Aspekt der

wesentlich kleineren Narben profitieren

die Kinder vor allem durch  einen wesent-

lich verkürzten stationären Aufenthalt

(ca. fünf bis sechs Tage anstatt zehn bis

zwölf nach einem herkömmlichen OP-

Verfahren) und geringere Schmerzen

nach der Operation.

Ein weiteres, relativ neues Operations-

verfahren wird bei einer angeborenen

Nervenstörung im Enddarm angewandt.

„Hierbei können wir, nachdem laparosko-

pisch die Ausdehnung der erkrankten

Darmabschnitte gesichert worden ist,

eine Entfernung des Enddarms durch den

Anus durchführen und müssen nicht

mehr wie bisher über große Bauch-

schnitte operieren“, erläutert Dr. Holzer.

„Ermöglicht wurde dies durch die zuneh-

mende Verbesserung der laparoskopi-

schen Technik und Verfeinerung der Ins-

trumente.“ Auch hier liegt der Vorteil für

die kleinen Patienten in einem kürzeren

Heilungsverlauf und geringeren postope-

rativen Schmerzen.

„Nach Teilnahme an  speziellen laparos-

kopischen Trainingskursen konnten wir

diese Techniken auch in Esslingen etab-

lieren“, berichtet Dr. Holzer. Für diese

Operationen war auch eine Ergänzung des

laparoskopischen Instrumentariums not-

wendig.

js

Kinderchirurgie

„Auch bei uns nimmt die minimalinvasive

Chirurgie einen zunehmend höheren

Stellenwert ein“, berichtet Professor Dr.

Florian Liewald, Chefarzt der Klinik für

Gefäß- und Thoraxchirurgie. In der

Gefäßchirurgie würden 80 Prozent der

Eingriffe an der Bauchschlagader zum

Beispiel mittlerweile minimalinvasiv über

die Leisten mittels endovaskulärer Tech-

nik durchgeführt werden. Hierbei werden

die Gefäßprothesen innerhalb des Gefä-

ßes hochgeschoben, um die Aneurysmen

wie bei einem Stent von innen auszu-

schalten. „Offen operieren wir dennoch

einige Krankheitsbilder, wie etwa die

Carotisstenose, eine Verengung der hirn-

versorgenden Gefäße. Durch das offene

OP-Verfahren werden bei der Halsschlag-

ader bessere Kurzzeit- und Langzeiter-

gebnisse erbracht.“

Zur Behandlung der Schaufensterkrank-

heit werden zudem neue medikamenten-

beschichtete Stents interventionell ein-

gebracht, die der Aufdehnung von

Gefäßen dienen, und eine wiederholte

Einengung der Gefäße hinauszögern.

In der Thoraxchirurgie werden mittler-

weile auch größere Eingriffe, wie die Ent-

fernung von Lungenlappen und Lymph-

knoten thorakoskopisch durchgeführt.

Dieses OP-Verfahren ist bei frühen

Tumorstadien möglich. Bei fortgeschrit-

tenen Karzinomen müssen zum Teil

erweiterte Resektionen vorgenommen

werden. Ziel ist es immer, dass beim Lun-

genkrebs keine Tumorzellen zurückblei-

ben, und der Patient vollständig geheilt

werden kann, so Professor Liewald.

Das Lungenkrebszentrum des Thoraxzen-

trum Esslingen Stuttgart (TESS) ist zum

wiederholten Male zertifiziert und 2016

von der Redaktion Focus als eines von

Deutschlands Top-Krankenhäusern bei

der Behandlung von Lungenkrebs ausge-

zeichnet worden.