

30 Esslinger Gesundheitsmagazin
1 2016
Ebenfalls neu ist die laparoskopische Ver-
ankerung von Leistenbrüchen mit einem
sogenannten 3D-Netz. „Zuvor hat man
für den Eingriff oft kleine Titanklammern
zu Fixierung des Netzes über der Bruch-
pforte verwendet“, sagt Professor Staib.
„Das neue Vorgehen ist für die Patienten
vermutlich deutlich schmerzärmer. „Die
Tendenz geht zunehmend dahin, dass sehr
gute, etablierte Verfahren chirurgisch
weiterentwickelt werden. Der breitbasig
ausgebildete und kritische Chirurg spielt
dabei eine ganz entscheidende Rolle“,
sagt Professor Staib.
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Im Bereich der Endoprothetik bahnen sich
die Operateure den Zugang zur Hüfte
zwischen den Muskeln hindurch mittler-
weile minimalinvasiv: „Das schont die
Muskulatur und der Hautschnitt ist bei
schlanken Menschen nicht länger als zehn
Zentimeter“, berichtet Professor Dr. Jür-
gen Degreif, Chefarzt der Klinik für
Unfallchirurgie und Orthopädie am Klini-
kum Esslingen. „Alle künstlichen Kniege-
lenke, die wir implantieren, setzen wir
zudemmit einer Computernavigation ein.
Das erhöht die Sicherheit hinsichtlich der
Positionierung der Prothese.“
Neuerungen gibt es außerdem in zwei
weiteren Bereichen: Bei den Individual-
Unfallchirurgie und Orthopädie
prothesen werden zwei verschiedene
Schlittenprothesen verwendet, der Voll-
schlitten und seit Neuestem auch der
Hemischlitten, der individuell nach der
Knochengröße des Patienten angefertigt
wird.
Zudemwurde der Bereich der Wechselen-
doprothetik am Klinikum Esslingen ausge-
baut. Da zunehmend mehr Patienten eine
Prothese eingesetzt bekommen, steigt
auch der Bedarf, Verschleißteile oder gelo-
ckerte Prothesen zu ersetzen. „Wir führen
ca. 450 Prothesen-Operationen im Jahr
durch, 50 davon sind mittlerweile Wech-
selprothesen“, zieht Professor Degreif eine
erste Bilanz.
„Von den 450 Knie-
und Hüftprothesen-
operationen sind bei
uns inzwischen 50
Wechselprothesen.“
„80 Prozent der Eingriffe an der
Bauchschlagader werden mittlerweile
minimalinvasiv über die Leisten
mittels endovaskulärer Technik
durchgeführt.“
Prof. Dr. Jürgen Degreif
Prof. Dr. Florian Liewald
Bei der Stabilisierung von Wirbelsäulen
greifen die Mediziner seit drei Jahren
ebenfalls auf die Schlüssellochtechnolo-
gie zurück: „Hier können wir minimalin-
vasive Zugänge legen und so an Brust-
und Lendenwirbelsäule über kleine
Hautschnitte sehr gewebeschonend sta-
bilisieren“, berichtet Professor Degreif.
Daneben hat sich das Behandlungsspek-
trum der Wirbelsäulenchirurgie deutlich
erweitert. Auch im Bereich der oberen
Halswirbelsäule kann nun operiert wer-
den. „Das sind Operationen, die wir früher
nicht anbieten konnten“, erläutert Profes-
sor Degreif.
Im Bereich der Handchirurgie wird eben-
falls minimalinvasiv operiert: Hier wird die
Karpaltunnelspaltung, im Volksmund
auch als schmerzhafte oder taube Krib-
belfinger bekannt, endoskopisch operiert.
„Das ist ein Alleinstellungsmerkmal des
Klinikums Esslingen. In der Region führt
diese Operation sonst kaum eine Klinik
minimalinvasiv durch“ betont Professor
Degreif.
Neben Schulterstabilisierungen wird
zudem der Kreuzbandersatz minimalinva-
siv durchgeführt.
Gefäß- und Thoraxchirurgie