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1 2016

Esslinger Gesundheitsmagazin 39

eitung

Die Städtischen Pflegeheime Esslingen

sind dem Gesetzgeber ein gutes Stück

voraus. Denn was das Bundeskabinett im

Hospiz- und Palliativgesetz verabschie-

det hat, ist in den Pflegeheimen schon

Realität. „Wir haben seit Jahren ein Netz-

werk aufgebaut, das die palliative Versor-

gung unserer Bewohner sicherstellt“, sagt

der Geschäftsführer Thilo Naujoks. Und

trotzdem ist er mit dem Gesetz unzufrie-

den. 35 bis 40 Prozent aller Menschen

sterben in einer Pflegeeinrichtung und

müssen dort palliativ betreut werden.

Das ist Teil der täglichen Arbeit auf den

Wohnbereichen. „Durch das Gesetz

wurde die Finanzierung dieser Betreuung

nicht verbessert. Wir haben nur mehr

Auflagen bekommen“, ärgert sich Nau-

joks. So müssen die Einrichtungen nun

zum Beispiel erweiterte Mitteilungs-

pflichten über die Zusammenarbeit in

Hospiz- und Palliativnetzen nach den

Regelprüfungen leisten. Lediglich der

Aufbau einer umfassenden Versorgungs­

planung für die letzte Lebensphase und

die Beratung von Angehörigen und

Bewohnern könnten in geringem Umfang

künftig über Krankenkassen finanziert

werden.

Die Mitarbeiter der Städtischen Pflegeheime stehen an der

Seite der Bewohner – auch auf dem letzten Weg. Sie nehmen

Schmerzen und gestalten die Zeit möglichst lebenswert. All

das geschieht zusätzlich zur täglichen Arbeit.

Palliativversorgung ist schon immer ein

wichtiger Bestandteil einer guten Pflege

und Betreuung im Heim. Für all diese

Angebote würden die Pflegeheime mehr

Mitarbeiter benötigen, aber das wird nicht

finanziert. Auf denWohnbereichen mit 30

bis 35 Bewohnern sind immer maximal

drei bis vier Pflegekräfte gleichzeitig

anwesend, eine intensive eins zu eins

Betreuung von Palliativpatienten, so wie

in einemHospiz ist bei uns gar nicht mög-

lich, sagt Naujoks. „Wer im Pflegeheim

lebt, hat nur selten die Möglichkeit ins

Hospiz verlegt zu werden“, sagt Silvio

Schuster, Pflegedienstleiter im Pflege-

heim Obertor. Es wird davon ausgegan-

gen, dass derjenige, der im Heim lebt, ja

umfassend versorgt ist. Da die Realität

aber eine andere ist, hat man in den Städ-

tischen Pflegeheimen reagiert.

Seit 2007 werden einige Mitarbeiter

berufsbegleitend in der Palliativversor-

gung ausgebildet. Die Palliativversorgung

dient der Linderung von Schmerzen und

anderen belastenden Symptomen und

soll die Lebensqualität der Menschen, die

mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung

konfrontiert sind, verbessern. „200 Stun-

den dauert diese Fortbildung, die auch in

Zusammenarbeit mit dem Klinikum

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