

18 Esslinger Gesundheitsmagazin
1 2017
Institut für
Mammadiagnostik
Dr. Johannes Herrmann
Hirschlandstr. 93
73730 Esslingen
Telefon 0711 305110-30
anmeldung@imze.deKlinik für Frauenheilkunde
und Geburtshilfe
Chefarzt Professor Dr.
Thorsten Kühn
Telefon 0711 3103-3051
t.kuehn@
klinikum-esslingen.deMethoden ist am sichersten. Deshalb wäre es wünschenswert,
wenn die gesetzlichen Krankenkassen neben der Mammografie
auch den Ultraschall erstatten würden und das Mammografie-
Screening um den Ultraschall ergänzt würde“, sagt Dr. Herr-
mann. Er setzt zudem auf die neuartige dreidimensionale Mam-
mografie, die Tomosynthese. Liefern diese Methoden keinen
klaren Befund, setzt er das MRT und bei Auffälligkeiten auch
eine Biopsie zur Diagnostik ein.
Tritt in einer Familie gehäuft Brustkrebs auf, solle man sich
intensiv beraten lassen. Dabei werde das Erkrankungsalter und
die familiäre Nähe genauer unter die Lupe genommen, erklärt
Professor Kühn. Eine intensivere Vorsorge sei hier angebracht.
Dazu rät auch Dr. Herrmann. Statt ab 40 Jahren sollten diese
Frauen schon ab 35 Jahren zur Früherkennungsuntersuchung
kommen. Wird eine Genmutation festgestellt, gibt es neben der
intensiven und engmaschigen Vorsorge die Möglichkeit, pro-
phylaktisch die Brust zu amputieren. „Das reduziert das Erkran-
kungsrisiko um 90 Prozent und nimmt auch die Angst“, sagt
Professor Kühn. 20 bis 25 dieser Fälle operiert er jährlich am
Klinikum Esslingen. Frauen ohne Genmutation hätten aber
nichts von einer sogenannten Mastektomie. Auch die Entfer-
nung der zweiten, gesunden Brust im Krankheitsfall bringe
nichts. „Die Gefahr geht von Metastasen des bestehenden
Tumors aus“, erklärt Professor Kühn.
Symptome für eine Brustkrebserkrankung sind zumBeispiel Kno-
ten, Verdichtungen oder Verhärtungen in der Brust oder der
Achselhöhle, Form- oder Größenunterschiede der Brüste, Ein-
ziehung einer Brustwarze und Absonderungen aus einer Brust-
warze. „Bei irgendwie gearteten Veränderungen der Brust sollte
man im Zweifel immer zum Arzt gehen“, rät Professor Kühn.
Brusterhaltende Operationen
Treten Symptome auf, wird der Arzt eine Mammografie und
einen Ultraschall, als Ergänzung eventuell ein MRT, veranlassen.
Wird ein Tumor diagnostiziert, ist laut Professor Kühn eine Ope-
ration unumgänglich. Häufig wird aber vor der OP eine Chemo-
therapie durchgeführt. „Dann kann man sehen, wie der Tumor
anspricht. Das kann wichtig sein für die weitere Behandlung“,
erklärt er. Auch bei den Operationsmethoden hat sich in den
letzten Jahrzehnten viel getan, um den Eingriff schonender zu
machen. „Bis in die 80er-Jahre wurde radikal operiert und fast
alle Brüste entfernt. Heute kann bei 70 bis 80 Prozent der Pati-
entinnen die Brust erhalten werden. Eine Brustkrebs-OP ist
heute ein eher kleiner Eingriff ohne hohes Risiko.“
Eine „Revolution“ sei Anfang des neuen Jahrtausends allerdings
gewesen, dass man die Lymphknoten nicht mehr komplett her-
ausnehme, so Professor Kühn. Denn die radikale Entfernung
habe zu massiven Beschwerden geführt. Die betroffenen Frauen
konnten unter anderem nach der Operation ihre Arme oft nur
noch schlecht bewegen. Heute würden meist nur noch wenige
Lymphknoten entfernt.
Der Brustaufbau nach einer Amputation kann mit Implantaten
oder Eigengewebe erfolgen. Das geeignete Verfahren hängt laut
Professor Kühn unter anderem von Brustform und Größe ab. In
Esslingen hat man damit viel Erfahrung, ist das Interdisziplinäre
Brustzentrum doch als zertifiziertes Brustzentrum der Deut-
schen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für
Senologie anerkannt und die Klinik unter anderem auf Brust-
operationen spezialisiert.
Nach einer Operation wird jede Patientin mit Medikamenten
behandelt. Das dämme die Gefahr ein, dass sich Krebszellen, die
sich noch im Körper befinden, zu Metastasen entwickeln, erklärt
Professor Kühn. Ob mit Chemotherapie, Hormontherapie oder
der Gabe von Antikörpern behandelt werde, hänge von der
Tumorart ab.
Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung kann auch eine
Bestrahlung nötig sein. „Sie hilft, dass der Tumor an dem Ort
seines Entstehens nicht wieder auftritt“, erklärt Professor Kühn.
Strahlentherapie bekomme jede Frau, deren Brust erhalten wer-
den konnte, manchmal aber auch, wenn die Brust amputiert
wurde. Auch hier seien die Techniken zunehmend schonender.
Professor Kühn fasst den Fortschritt in der Behandlung von
Brustkrebs so zusammen: „Die Überlebensraten sind drastisch
gestiegen, die Beeinträchtigungen durch Diagnostik und Thera-
pie wurden gesenkt, dadurch ist die Lebensqualität nach einer
Krebsbehandlung gestiegen.“ Sein Fazit: „Brustkrebs ist heute
gut heilbar. Die Früherkennung ist dabei ein wichtiger Aspekt.“
Dr. Herrmann rät: „Man muss einfach regelmäßig zur Vorsorge
gehen wie man sein Auto zum TÜV bringt.“
urh
Gewusst?
Kampf gegen das
Krebsrisiko
Am 14. Mai 2013 veröffentlichte die Schau-
spielerin Angelina Jolie in der New York Times
einen Beitrag mit dem Titel My Medical
Choice, in dem sie davon berichtete, dass sie
sich einer beidseitigen prophylaktischen
Mastektomie, also einer Entfernung der Brust-
drüsen, unterzogen habe, um ihr hohes indivi-
duelles Brustkrebsrisiko zu minimieren. Ohne
Operation habe ihr Risiko, an Brustkrebs zu
erkranken, aufgrund einer Genmutation circa
87 Prozent betragen.
>>>