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Esslinger Gesundheitsmagazin 19
Nicht jeder soll auf den ersten Blick sehen, dass ich Krebs habe
– das wünschen sich die meisten. Seit zehn Jahren erhalten
Krebspatientinen im Kosmetikseminar für an Krebs erkrankte
Frauen Anregungen und Tipps, wie man die sichtbaren Auswir-
kungen der Krankheit mildern kann. Die Friseurin Michaela
Halm-Kock und die Apothekerin Daniela Hemminger-Narr haben
es gemeinsam mit dem Klinikum Esslingen ins Leben gerufen.
Viermal pro Jahr laden sie Frauen unter Chemotherapie zu einem
Wellness-Vormittag ein.
Anfangs fanden die Seminare noch im Klinikum statt, wo Halm-
Kock ihren Friseursalon betreibt. Doch gerade weil es vor allem
um das Wohlfühlen geht, haben sie die Kurse inzwischen in das
Kosmetikstudio verlegt, das der Burg-Apotheke von Hemminger-
Narr angegliedert ist. „Die Frauen sind schon oft genug im Kran-
kenhaus. Im Kosmetikstudio erleben sie ein Stück Normalität“,
sagt Halm-Kock.
„Unter der Chemo verändert sich die Haut, sie ist oft gerötet,
fleckig und auch lichtempfindlich“, erklärt Michaela Halm-Kock.
Deshalb vertragen viele Krebspatientinnen ihre bisherige Kos-
metik nicht mehr. Zwei Stunden oder länger erfahren sie im Kurs
von den beiden Kosmetikerinnen Carolin Scholl und Ingrid Ram-
bow, wie sie ihre Haut richtig reinigen, welche Pflegecreme sich
für empfindliche Haut eignet und welche Make-up-Farbe zu
ihrem Typ passt. Daniela Hemminger-Narr rät zu Naturkosmetik
oder Produkten mit möglichst wenigen Inhaltstoffen. Von ihren
Lieferanten bekommt sie für die Seminare Produkte, die die
Frauen testen dürfen.
„Wir zeigen ihnen, wie mit einfachen Tricks ein Gesicht leben-
diger aussehen kann. Etwa, wie sie durch ein passendes Make-
up ihren blassen Teint beleben können“, erklärt Carolin Scholl.
Vor allem gehe es darum, die Augen richtig zu schminken. Feh-
lende Wimpern können durch einen geschickt gesetzten Kajal-
oder Eyeliner-Strich kaschiert werden. „Sobald man die Augen
betont, sieht ein Mensch viel frischer aus“, weiß Scholl. „Den
Haarausfall empfinden viele Frauen nach der Diagnose mit als
das Schlimmste“, erzählt Halm-Kock. „Perücken aber werden
stets in einer Einzelsitzung ausgesucht und angepasst. Zusam-
men mit dem Kosmetikseminar geben sie wieder Selbstwert-
gefühl“, betont die Friseurin.
Dass die krebskranken Frauen im Seminar unter sich sind, ist den
beiden Initiatorinnen wichtig. Nicht wenige haben anfangs eine
Scheu, die Perücke abzulegen, sagt Halm-Kock. „Doch nach kur-
zer Zeit tauen sie auf und tauschen sich munter aus“, berichtet
Hemminger-Narr. Schließlich sind sie alle in derselben Situation.
„Der Kurs hilft Frauen, ihre Situation besser zu verkraften und
die meisten gehen ganz gelöst nach Hause“, sagt Scholl. Hem-
minger-Narr weiß, dass das Kosmetikseminar für ihre Mitarbei-
terinnen eine besondere Herausforderung ist. Auch ihr und ihrer
Mitstreiterin gehe das Leid der Frauen zuweilen an die Nieren.
Umso wichtiger ist den beiden, das kostenlose Angebot, das allen
an Krebs erkrankten Frauen offensteht, weiterzuführen.
urh
Schminktipps
geben ein Stück Selbstwertgefühl
Wer gegen Krebs ankämpft, braucht viel
innere Kraft. Wenn dann durch die Chemo-
therapie Kopfhaare, Augenbrauen und
Wimpern ausfallen und die Haut extrem
empfindlich wird, liegt das Selbstwertgefühl
von Frauen oft am Boden.
Anmeldung:
Frisörsalon Halm-Kock
Haus 9, Eingangsbereich
Kinderklinik
Telefon 0711 31032123
Ansprechpartnerin:
Daniela Hemminger-Narr
Apothekerin, Burgapotheke
und Michaela Halm-Kock
Telefon 0711 3006 03