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1 2017

Esslinger Gesundheitsmagazin 19

Nicht jeder soll auf den ersten Blick sehen, dass ich Krebs habe

– das wünschen sich die meisten. Seit zehn Jahren erhalten

Krebspatientinen im Kosmetikseminar für an Krebs erkrankte

Frauen Anregungen und Tipps, wie man die sichtbaren Auswir-

kungen der Krankheit mildern kann. Die Friseurin Michaela

Halm-Kock und die Apothekerin Daniela Hemminger-Narr haben

es gemeinsam mit dem Klinikum Esslingen ins Leben gerufen.

Viermal pro Jahr laden sie Frauen unter Chemotherapie zu einem

Wellness-Vormittag ein.

Anfangs fanden die Seminare noch im Klinikum statt, wo Halm-

Kock ihren Friseursalon betreibt. Doch gerade weil es vor allem

um das Wohlfühlen geht, haben sie die Kurse inzwischen in das

Kosmetikstudio verlegt, das der Burg-Apotheke von Hemminger-

Narr angegliedert ist. „Die Frauen sind schon oft genug im Kran-

kenhaus. Im Kosmetikstudio erleben sie ein Stück Normalität“,

sagt Halm-Kock.

„Unter der Chemo verändert sich die Haut, sie ist oft gerötet,

fleckig und auch lichtempfindlich“, erklärt Michaela Halm-Kock.

Deshalb vertragen viele Krebspatientinnen ihre bisherige Kos-

metik nicht mehr. Zwei Stunden oder länger erfahren sie im Kurs

von den beiden Kosmetikerinnen Carolin Scholl und Ingrid Ram-

bow, wie sie ihre Haut richtig reinigen, welche Pflegecreme sich

für empfindliche Haut eignet und welche Make-up-Farbe zu

ihrem Typ passt. Daniela Hemminger-Narr rät zu Naturkosmetik

oder Produkten mit möglichst wenigen Inhaltstoffen. Von ihren

Lieferanten bekommt sie für die Seminare Produkte, die die

Frauen testen dürfen.

„Wir zeigen ihnen, wie mit einfachen Tricks ein Gesicht leben-

diger aussehen kann. Etwa, wie sie durch ein passendes Make-

up ihren blassen Teint beleben können“, erklärt Carolin Scholl.

Vor allem gehe es darum, die Augen richtig zu schminken. Feh-

lende Wimpern können durch einen geschickt gesetzten Kajal-

oder Eyeliner-Strich kaschiert werden. „Sobald man die Augen

betont, sieht ein Mensch viel frischer aus“, weiß Scholl. „Den

Haarausfall empfinden viele Frauen nach der Diagnose mit als

das Schlimmste“, erzählt Halm-Kock. „Perücken aber werden

stets in einer Einzelsitzung ausgesucht und angepasst. Zusam-

men mit dem Kosmetikseminar geben sie wieder Selbstwert-

gefühl“, betont die Friseurin.

Dass die krebskranken Frauen im Seminar unter sich sind, ist den

beiden Initiatorinnen wichtig. Nicht wenige haben anfangs eine

Scheu, die Perücke abzulegen, sagt Halm-Kock. „Doch nach kur-

zer Zeit tauen sie auf und tauschen sich munter aus“, berichtet

Hemminger-Narr. Schließlich sind sie alle in derselben Situation.

„Der Kurs hilft Frauen, ihre Situation besser zu verkraften und

die meisten gehen ganz gelöst nach Hause“, sagt Scholl. Hem-

minger-Narr weiß, dass das Kosmetikseminar für ihre Mitarbei-

terinnen eine besondere Herausforderung ist. Auch ihr und ihrer

Mitstreiterin gehe das Leid der Frauen zuweilen an die Nieren.

Umso wichtiger ist den beiden, das kostenlose Angebot, das allen

an Krebs erkrankten Frauen offensteht, weiterzuführen.

urh

Schminktipps

geben ein Stück Selbstwertgefühl

Wer gegen Krebs ankämpft, braucht viel

innere Kraft. Wenn dann durch die Chemo-

therapie Kopfhaare, Augenbrauen und

Wimpern ausfallen und die Haut extrem

empfindlich wird, liegt das Selbstwertgefühl

von Frauen oft am Boden.

Anmeldung:

Frisörsalon Halm-Kock

Haus 9, Eingangsbereich

Kinderklinik

Telefon 0711 31032123

Ansprechpartnerin:

Daniela Hemminger-Narr

Apothekerin, Burgapotheke

und Michaela Halm-Kock

Telefon 0711 3006 03