32 Esslinger Gesundheitsmagazin
1 2017
matische Behand-
lung mehr Zeit und
d i e P a t i e n t e n
mehr Zuwendung
brauchen, als dies
auf den medizini-
schen Stationen
vo r handen und
mö g l i c h wa r “ ,
erinnert sich die
Krankenschwester Edith Giese-Dinter
an die Anfangsjahre. Zugleich richtete
Bepperling einen sogenannten Konsili-
ardienst ein, bei dem Mitarbeiter der
Psychosomatik ihr Wissen in die ande-
ren Fachkliniken des Klinikums einbrin-
gen. Sie kommen beispielsweise dann
Am Klinikum Esslingen wurde 1961 eine der ersten
psychosomatischen Einrichtungen an allgemeinen
Krankenhäusern in Deutschland gegründet.
ins Spiel, wenn Menschen eine Krebsdi-
agnose bekommen. Diese müsse immer
auch psychisch verarbeitet werden,
erklärt Dr. Nolting.
Dass die psychosomatische Abteilung aus
dem Klinikum heraus entstanden ist, hält
der Facharzt für Psychosomatische Medi-
zin und Psychotherapie und Psychoana-
lytiker für einen großen Vorteil. „Es macht
die intensive Zusammenarbeit der ver-
schiedenen medizinischen Fachrichtun-
gen und Bereiche leichter“, ist er über-
zeugt. „Diese Vernetzung geht in beide
Richtungen. Wir unterstützen uns gegen-
seitig und profitieren voneinander.“ Die
Gesamtschau werde so zur Grundlage
einer differenzierten psychosomatischen
Diagnostik und Behandlung, in der sich
körperliche, seelische und soziale Behand-
lungsverfahren ergänzen, erklärt Dr. Nol-
ting. Gerade hat die Psychosomatische
Klinik als Pilotprojekt einen Kurs zur
Gesprächsführung mit an Krebs erkrank-
ten Patienten für ärztliche Mitarbeiter
aus den somatischen Abteilungen gestar-
tet, der auf sehr großen Zuspruch und
Interesse trifft.
Unter Dr. Ekkehard Gaus, dem langjähri-
gen zweiten Chefarzt der Psychosomati-
schen Klinik, wurde das Behandlungs-
spektrum erweitert und Tageskliniken im
Erwachsenen- und Jugendlichenbereich
aufgebaut. Die Klinik für Psychosomati-
sche Medizin und Psychotherapie
Körper und Seele
gemeinsam behandeln
Der Esslinger Arzt Dr. Willi Bepperling sah
eine Versorgungslücke an allgemeinen
Krankenhäusern. „Er erkannte, dass es
nicht reicht, allein die körperlichen
Beschwerden zu behandeln, sondern dass
eine ganzheitliche Betrachtung nötig ist“,
erklärt Dr. Björn Nolting, Chefarzt der Kli-
nik für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie am Klinikum Esslingen
und zweiter Nachfolger Bepperlings als
Chefarzt. Zunächst war es eine psycho-
somatische Arbeitsgruppe, die in den ver-
schiedenen Klinikbereichen zum Einsatz
kam. 1969 mündete diese in eine eigene
Abteilung – erst für Erwachsene, zehn
Jahre später auch für Kinder und Jugend-
liche. „Man erkannte, dass die psychoso-
Die Behandlung erfolgt im Team
„Wir arbeiten alle an
einem gemeinsamen
roten Faden, dem
Fokus der Therapie“
55 Jahre Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie




