32 Esslinger Gesundheitsmagazin
2 2015
gefilmt. „Gelingt es, einen Anfall gleichzeitig im EEG
und auf Video aufzuzeichnen, kann das Geschehen
genau analysiert werden“, ergänzt Dr. Eitel. In man-
chen Fällen kann zudem eine MRT-Untersuchung des
Kopfes sinnvoll sein, um einen Tumor oder eine Hirn-
fehlbildung auszuschließen.
Die Diagnose ist für viele Eltern ein Schock“, sagt Dr.
Eitel. Denn noch immer haftet der Epilepsie das
Stigma der Geisteskrankheit an, und das obwohl
Intelligenz und Gefühlsleben bei den meisten Epilep-
siepatienten normal sind. „Mit der richtigen Behand-
lung können die Kinder ein ganz normales Leben füh-
ren und eine Reihe von Epilepsien heilen mit der
Pubertät von selbst aus“ (siehe Info-Kasten „Typische
Epilepsieformen im Kindesalter“).
Die medikamentöse Behandlung
Welches Medikament das richtige ist, hängt von
mehreren Faktoren ab: Wie sehen die Anfälle aus?
Wie häufig sind sie? Was ist die Ursache? Und wie
sieht das EEG aus? „Das Ziel ist immer eine dauer-
hafte Anfallsfreiheit mit möglichst wenig Nebenwir-
kungen“, sagt Dr. Eitel. Die Kunst ist, den Patienten
so einzustellen, dass die Dosis möglichst niedrig ist,
sie aber trotzdem die Anfälle verhindert. „Mögliche
unerwünschte Medikamentenwirkungen sindMüdig-
keit, Schwindel und Konzentrationsprobleme“, erklärt
Dr. Dr. Schmiedel. „Aber die neuen Medikamente
werden immer besser.“ Vier bis acht Wochen wird
das Medikament eingeschlichen, dann ein Kontroll-
EEG gemacht. „Idealerweise sollten dann die epilep-
sietypischen Potentiale verschwunden sein“, sagt die
Epileptologin. In der Regel nach zwei Jahren versucht
man dann, das Medikament wieder auszuschleichen
und prüft, ob die Epilepsie durch die Gehirnreifung
des Kindes ausgeheilt ist.
„…sind typische Epilepsieformen
im Kindesalter – sie heilen in der
Pubertät von selbst aus.“
Eine der häufigsten Epilepsien im Kindesalter ist die
Rolando-Epilepsie. Sie beginnt meist im Alter von
fünf bis zehn Jahren. „Diese Form lässt sich anhand
ihrer typischen EEG-Potentiale sehr gut diagnosti-
zieren und sie hat eine sehr gute Prognose“, erklärt
Oberarzt Dr. Hans Eitel. Bis zum Ende der Pubertät
bildet sich die Epilepsie zurück, mit 18 Jahren sind
fast alle Betroffenen anfallsfrei. Rolando-Anfälle sind
gekennzeichnet zunächst durch ein Kribbeln und
Taubheitsgefühl im Mundwinkel, später kommen
einseitige muskuläre Verspannungen und Zuckungen
hinzu, die Kinder können dabei oft nicht sprechen.
Die Anfälle treten vorwiegend nachts auf, besonders
im leichten Schlaf und in den frühen Morgenstunden.
„Im Rahmen einer Rolando-Epilepsie kann es bis hin
zu Grand mal-Anfällen kommen“, sagt Dr. Dr.
Schmiedel. Manchmal werden die Anfälle erst dann
überhaupt von den Eltern bemerkt.
Eine ebenfalls gute Prognose hat die kindliche
Absence-Epilepsie, die typischerweise im Vorschul-
alter anfängt. Dabei kommt es zu 10 bis 30 Sekunden
andauernden Bewusstseinsaussetzern. Die Kinder
bekommen einen starren Blick und sind nicht
ansprechbar. „Sie erinnern sich hinterher nicht daran,
bemerken höchstens, dass ihnen ein Teil vom
Gespräch fehlt“, erklärt Dr. Dr. Schmiedel. Wenn die
Absence länger anhält, kann es zum Umfallen kom-
men. „Die Anfälle sind sehr häufig, 60 bis 80 am Tag“.
„Unbehandelt führt die Krankheit dazu, dass den
Betroffenen in der Summe große Zeitabschnitte am
Tag fehlen, eine erhöhte Unfallgefahr und letztlich
auch eine Entwicklungsproblematik entstehen kann.“
Beide Epilepsie-Formen heilen in der Regel mit der
Pubertät aus.
Rolando und Absence…
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Am Computer werten die Neuropädiater Dr. Dr. Gudrun Schmiedel
und Dr. Hans Christian Eitel die EEG-Untersuchung aus




