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40 Esslinger Gesundheitsmagazin

2 2015

„Um für die betroffenen Frauen eine opti-

male, an ihre Bedürfnisse und die indivi-

duelle Lebenssituation angepasste

Behandlung sicherzustellen, haben wir

uns im Endometriosezentrum bei der

Behandlung dieser an sich gutartigen

Erkrankung die positiven Erfahrungen

aus den Behandlungszentren für Krebs-

erkrankungen zunutze gemacht“, berich-

tet Professor Dr. Thorsten Kühn, Chefarzt

der Klinik für Frauenheilkunde und

Geburtshilfe im Klinikum Esslingen. In

diesen Zentren, wie zum Beispiel dem

Brustzentrum, arbeiten alle medizini-

schen Spezialisten interdisziplinär

zusammen, besprechen jeden einzelnen

Fall in den regelmäßigen Konferenzen

und legen eine Therapiestrategie fest.

Auch im Endometriosezentrum entschei-

det nicht ein Arzt allein, sondern das

ganze Team des Zentrums beurteilt

gemeinsam die individuelle Situation

jeder Patientin im Hinblick auf ihr Alter,

ihre Symptomatik, ihren möglichen Kin-

derwunsch, die Form, Lokalisation und

Ausbreitung der Endometriose und

erstellt daraufhin einen Therapieplan, der

dann mit den betroffenen Frauen be-

sprochen wird.

Im Fall von Julia K. steht mit 38 Jahren

die Erfüllung des Kinderwunsches im

Vordergrund. Da eine operative Wieder-

herstellung der Eileiter nicht möglich, und

damit die Chance auf eine Schwanger-

schaft durch eine ausgedehnte Operation

mit entsprechenden Risiken und längerer

Erholungsphase bei Julia K. nicht verbes-

sert wird, wurde ihr von einer Operation

zum jetzigen Zeitpunkt abgeraten.

Eine Linderung der Beschwerden konnte

mit alternativen Methoden erzielt wer-

den, die vom Kooperationspartner Filder-

klinik angeboten werden, bis mit den

modernen Möglichkeiten der Reproduk-

tionsmedizin in der Praxis von Dr. Costea

der Kinderwunsch erfüllt werden konnte.

Ein gänzlich anderes Vor-

gehen wur de mit der

23-jährigen Lisa M. be-sprochen. Auch bei ihr

waren im Rahmen einer

Bauchspiegelung mehrere

sehr ausgeprägte Endome-

triose-Herde diagnostiziert

worden, die der jungen

Frau erhebliche Beschwer-

den bereiten. Auch Lisa M.

möchte gern Kinder be-

kommen, im Moment aber

stehen für sie eher ihr Lehramtsstudium

und das anschließende Referendariat im

Vordergrund. Doch die starken Unter-

bauchschmerzen, bei denen sich auch

ihre Blase und der Darm verkrampfen,

behindern ihren Alltag. In der Konferenz,

in der die Operateure und Kinderwunsch-

ärzte gemeinsam das beste Behand-

lungskonzept für jede Patientin erarbei-

ten, wurde der jungen Frau eine Operation

mit dem Ziel einer kompletten Entfer-

nung der Endometriose empfohlen.

Einige Tage nach dem Entschluss wurde

Lisa M. für den Eingriff stationär in der

Klinik für Frauenheilkunde und Geburts-

hilfe aufgenommen. „Wir können im

Klinikum Esslingen dank sehr gut aus-

gebildeter Ärzte mit viel Erfahrung

laparoskopische Eingriffe auf höchstem

Niveau anbieten“, berichtet Professor

Kühn. „Dabei werden wir bei Bedarf von

den Kolleginnen und Kollegen der Klinik

für Allgemein- und Viszeralchirurgie und

urologisch von Dr. Ulrich Cimniak unter-

stützt, wenn etwa wie im Fall von Lisa M.

der Darm und/oder die Harnblase mitbe-

troffen sind.“ Seit neuestem können die

Operateure für die laparoskopischen Ein-

griffe zudem ein hochmodernes 3D-Sys-

tem einsetzen, das den Bauchraum drei-

dimensional und in höchster Auflösung

darstellt. „Vor allem, wenn die Endomet-

riose-Herde versteckt liegen oder in

Organe eingewachsen sind, ist die

3D-Technik hilfreich“, urteilt Professor

Kühn.

Drei Tage nach dem Eingriff konnte Lisa

M. die Klinik wieder verlassen und wurde

anschließend von ihrem niedergelasse-

nen Gynäkologen weiter betreut. „Wir

konnten bei der Patientin die Endomet-

riose vollständig sanieren und so ihre

Beschwerden beseitigen oder, und das

wird der Verlauf zeigen, zumindest

effektiv lindern“, berichtet Dr. Stenczer,

denn, so schränkt er ein, "eine chroni-

sche Erkrankung wie die Endometriose

kann leider wiederkehren. Um dies früh-

Klinik für Frauenheilkunde und

Geburtshilfe

Chefarzt Prof. Dr. Thorsten Kühn

Klinikum Esslingen

Hirschlandstraße 97

73730 Esslingen

Sekretariat:

Sabine Esslinger

Telefon 0711 3103-3051

Telefax 0711 3103-3052

t.kuehn@klinikum-esslingen.de

Termine zum Thema

Endometriose

25. November 2015:

Fortbildungsveranstaltung des

Endometriosezentrums im Klinikum

Esslingen für niedergelassene Ärzte

28. November 2015,

10.00 bis 13.00 Uhr:

Patienteninformationstag des Endo-

metriosezentrums im Klinikum Esslin-

gen mit interessanten Vorträgen über

die Erkrankung und ihre Behandlung

Ort: Klinikum Esslingen, FORUM,

Haus 15, Hirschlandstraße 97,

73730 Esslingen

Dr. Balázs Stenczer

Dr. Miriam Vollmer

>>>

zeitig zu erkennen, ist die weitere Be-

treuung durch die niedergelassenen

Gynäkologinnen/-en deshalb so wich-

tig", betont Dr. Stenczer.

Kooperationspartner des Endometriose-

zentrums sind deshalb neben der Filder-

klinik mit ihren alternativen Behandlungs-

angeboten und den Reproduktions-

medizinern für Patientinnen mit unerfüll-

tem Kinderwunsch auch die niedergelas-

sene Gynäkologen in und um Esslingen.

2013 wurde das Endometriosezentrum

Esslingen durch die Stiftung Endometri-

ose-Forschung als eines der ersten Zent-

ren in Baden-Württemberg zertifiziert.

Ziel dieses Netzwerkes ist es, für das

unbekannte Frauenleiden Endometriose

zu sensibilisieren und eine optimale, indi-

viduelle Behandlung für jede betroffene

Frau sicherzustellen.

so