

42 Esslinger Gesundheitsmagazin
2 2015
Wenn der
Hausarzt
Feierabend
hat, hilft der
ärztliche
Notdienst
Dr. Volker Slatosch, der Vorsitzende des Vereins
Notfallpraxis Esslingen e.V., erklärt, wie die Notfall-
praxis funktioniert. Wer außerhalb der ärztlichen
Sprechstunden einen Arzt braucht, ist froh über den
ärztlichen Notdienst. Jahrzehntelang haben nieder-
gelassene Ärzte abends und am Wochenende diese
Notdienste in ihren Praxen verrichtet. Seit 2004 gibt
es die zentrale Notdienstpraxis im Klinikum Esslingen.
Ende 2014 wurde der Notdienst neu organisiert.
Was ist neu in der Notdienststruktur
der niedergelassenen Ärzte?
Dr. Volker Slatosch:
Der sogenannte Sitz-
dienst, mit den im Klinikum Esslingen in
der zentralen Notdienstpraxis präsenten
Ärzte, wurde vom Fahrdienst getrennt.
Der befindet sich jetzt in Plochingen bei
den Maltesern und macht alle Hausbesu-
che in der Stadt und im Landkreis Esslin-
gen-Nord von dort aus. Seit Mai gibt es
zudem die neue deutschlandweite zent-
rale Notdienstnummer 116 117, die Pati-
enten der entsprechenden Notfallpraxis
zuweist. Wir in der Notdienstpraxis in Ess-
lingen sind jetzt zuständig für das Neck-
artal von Esslingen-Mettingen bis Plo-
chingen, Reichenbach, den Schurwald
und von Ostfildern-Nellingen, Berkheim
bis Deizisau. Ein Gebiet, das etwa 110.000
Menschen umfasst.
Wie ist die Notfallpraxis organsiert?
Dr. Volker Slatosch:
Die Notfallpraxis ist
werktags von 18 bis 23 Uhr und freitags
bereits ab 16 Uhr besetzt. An Wochenen-
den, Feiertagen und Brückentagen arbei-
tet der Dienst von 8 Uhr bis 23 Uhr.
Jeweils von 19 Uhr bis 7 Uhr am nächsten
Tag steht der Fahrdienst bereit. Wir haben
etwa 20 Poolärzte, acht medizinische
Fachkräfte und einen Koordinator im
Sitzdienst, die regelmäßig im Klinikum
Notdienst machen.
Hat sich die neue Struktur bewährt?
Dr. Volker Slatosch:
Sehr sogar! Für uns
Ärzte bedeutet das wesentlich weniger
Belastung. Früher haben wir ja in unse-
ren eigenen Praxen Dienst getan und
mussten rund um die Uhr bereitstehen.
Und die Trennung von Sitz- und Fahr-
dienst ist vorteilhaft. Der zuständige
Arzt, der Hausbesuche macht, wird
immer von einem fachkundigen Mitar-
beiter der Malteser begleitet.
Welche Vorteile haben die Patienten
von der Neuorganisation?
Dr. Volker Slatosch:
Für sie ist ein Arzt
rund um die Uhr erreichbar. Über die zen-
trale Rufnummer haben sie zudem immer
einen kompetenten Ansprechpartner am
Telefon, der gleich die Weichen richtig
stellen kann - etwa, ob der Patient in die
Notfallpraxis gehört oder gleich ins Kran-
kenhaus.
Wie läuft das Zusammenspiel mit der
Notfallambulanz des Klinikums?
Dr. Volker Slatosch:
Die kurzen Wege
haben sich hervorragend bewährt. Auch
die Zuständigkeiten sind klar abgegrenzt.
Die Notfallpraxis behandelt keine Kinder
bis 14 Jahren und keine Hochschwange-
ren. Außerdem keine schweren Akutfälle
wie Herzinfarkte oder schwere Brüche.
Daneben gibt es noch in den Räumen der
Notaufnahme die Kindernotfallpraxis der
niedergelassenen Kinder-und Jugendärzte
mit Sprechstundenzeiten wochentags
zwischen 19 Uhr und 22 Uhr und an
Wochenenden und Feiertagen zwischen
9 Uhr und 21 Uhr. Sie ist erreichbar unter
Telefon 0180 607 11 00.
Wie hat sich der ärztliche Notdienst
entwickelt?
Dr. Volker Slatosch:
Heute behandeln wir
jährlich rund 15.000 Patienten, 2007
waren es noch 6.600. Das liegt nicht nur
daran, dass die Menschen älter werden.
Sie neigen auch dazu, wegen Beschwer-
den zu uns zu kommen, die schon eine
ganze Zeit andauern und mit denen sie
eigentlich zum eigenen Hausarzt gehen
sollten. Natürlich weisen wir auch die
nicht ab.
Das Gespräch führte
Ulrike Rapp-Hirrlinger
Dr. Volker Slatosch