2 2013
Esslinger Gesundheitsmagazin 9
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Verstopfte Herzkranzgefäße
Um nicht entkräftet zu werden, muss das Herz ausreichend ver
sorgt werden. Diese Aufgabe übernehmen die Herzkranzgefäße,
medizinisch Koronararterien genannt. Sie zweigen von der
Hauptschlagader (Aorta) ab, überziehen und durchdringen den
Herzmuskel als ein Netz feiner Blutgefäße. Weil diese Blutge
fäße für die Zufuhr von Nährstoffen und Sauerstoff in ausrei
chenden Mengen sorgen, ist eine adäquate Durchblutung für
eine normale Herzfunktion besonders wichtig. Durch Ablage
rungen an den Gefäßwänden kann es zu einer Arteriosklerose
kommen, das heißt, die Gefäße entwickeln Engstellen infolge
von Ablagerungen. Das Blut kann nicht mehr ungehindert hin
durchfließen, damit wird das Herz nicht mehr ausreichend ver
sorgt, die Folgen sind Schmerzen in der Brust und Atemnot. Der
Mediziner nennt diese Erkrankung Koronare Herzkrankheit
(KHK) und die Beschwerden Angina pectoris.
„Aber Vorsicht, Beschwerden in der Brust können für eine ganze
Reihe von Erkrankungen stehen, deshalb ist es äußerst wichtig,
eine gesicherte Diagnose zu stellen“, erklärt Dr. Ulrich Borst,
niedergelassener Kardiologe aus Esslingen. Ultraschall, Belas
tungs-EKG, Laborwerte und gegebenenfalls auch eine Abklärung
beim Lungenfacharzt gehören dazu, ebenso wie eventuell eine
Stressechokardiographie und letztlich vielleicht auch eine
Katheteruntersuchung. Sie liefert die genauesten Informationen
über Ort und Ausmaß einer Koronarverengung. Dabei wird ein
sehr dünner Schlauch (ein Katheter) in die Herzkranzgefäße ein
geführt, über den ein Röntgenkontrastmittel in die Koronarar
terien gespritzt wird. Gleichzeitig wird eine Röntgendarstellung
der Kranzgefäße durchgeführt, auf der zum Beispiel Einengun
gen sichtbar und dokumentiert werden. Entdeckt der Arzt dabei
eine Engstelle, kann diese direkt aufgedehnt und das Ergebnis
mit einem sogenannten Stent stabilisiert werden.
Im Klinikum Esslingen kooperieren Ärzte der Klinik und nieder
gelassene Kardiologen sehr eng miteinander. So benutzen zum
Beispiel auch niedergelassene Ärzte die Katheterlabore der Kli
nik, um hier ihre Patienten zu untersuchen. „Im Katheterlabor
haben Klinik und Niedergelassene eine gemeinsame Linie“, sagt
Dr. Borst. Wenn sich herausstellt, dass ein stationärer Aufent
halt nötig ist, kann dies direkt mit den Klinikärzten besprochen
werden. „Vom gemeinsamen Katheterlabor profitiert der Patient
extrem, weil Klinikärzte und Niedergelassene an einem Strang
ziehen.“ Die Überschneidung von klinischem und ambulantem
Sektor hat besondere Vorteile: So gibt es ein gemeinsames Qua
litätsmanagement, viele gemeinsame Fortbildungsveranstaltun
gen und „einen gesunden Wettbewerb, der dazu führt, dass kei
ner sich auf seinen Lorbeeren ausruht“, so Dr. Borst. Und: „Der
Patient schätzt es, wenn die Behandlungskette gut organisiert
ist und optimal funktioniert – was im Klinikum Esslingen ein
deutig der Fall ist.“ „Die Kardiologie gehört zu den sich sehr
schnell weiterentwickelnden medizinischen Disziplinen“, sagt
auch Professor Leschke. Regelmäßige Fortbildungen und wis
senschaftliche Aktivitäten seien deshalb unabdingbar, um stets
auf dem aktuellsten Stand der Forschung zu sein.
Verengte Brust – Kaum noch Luft
Vergleichbar dem Aufleuchten einer Warnlampe stellt das Auf
treten von Angina pectoris die Spitze des Eisbergs der Korona
ren Herzkrankheit dar. Typisches Anzeichen ist ein charakteris
tisches Druckgefühl im Brustbereich, so als werde der Brustkorb
eingeengt oder in einen Schraubstock gespannt (Angina pecto
ris bedeutet wörtlich „Enge der Brust“). Vielfach strahlt der
Schmerz bis in die linke Schulter oder den Oberarm aus, gele
gentlich werden die Beschwerden auch im Nacken und im
Schlüsselbeinbereich angegeben oder als Magenverstimmung
empfunden. Ein Angina pectoris-Anfall löst häufig Panikgefühle
und vegetative Reaktionen aus. Dabei sind die Durchblutung
und damit die Sauerstoffversorgung des Herzens vorübergehend
vermindert. Dies ist vor allem bei körperlicher Anstrengung der
Fall, weil das Herz dann mehr Arbeit leisten muss und der Sau
erstoffverbrauch zunimmt.
Können die Herzkranzgefäße diesen zusätzlichen Sauerstoff
nicht heranführen, kommt es zu den charakteristischen Schmer
zen im Brustbereich. Die Schmerzen halten meist nur wenige
Minuten an und lassen bei Ruhe wieder nach (stabile Form). Bei
fortschreitender Arteriosklerose können die Schmerzattacken
schließlich auch in Ruhephasen auftreten (instabile Form). Die
instabile Form nimmt an Häufigkeit und Intensität zu und endet
nicht selten im Herzinfarkt.
Lebensbedrohung Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt wird durch einen akuten thrombotischen Ver
schluss einer Herzkranzarterie infolge einer Plaqueruptur aus
gelöst. Die beste Therapie zur Behandlung eines akuten Herzin
farkts besteht heute in der schnellstmöglichen Wiedereröffnung
des Gefäßes durch eine Aufdehnung mit Ballonkatheter und
Stent-Implantation. Dadurch kann der Schaden am Herzmuskel
begrenzt, die Überlebenschance erhöht und die Lebenserwar
„Zu den wichtigsten Herzerkrankungen
zählen Verengungen der Herzkranz-
gefäße, Herzrhythmusstörungen,
Herzklappenerkrankungen und
die Herzschwäche.“