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2 2015

Esslinger Gesundheitsmagazin 23

Neue Studien zur Immuntherapie

Professor Geißler, Chefarzt der Klinik für Allge-

meine Innere Medizin, Onkologie/Hämatologie,

Gastroenterologie und Infektiologie, und Leiter

des Onkologischen Zentrums in Esslingen hat sich

während seiner wissenschaftlichen Laufbahn an

der Harvard-University in Boston und am Univer-

sitätsklinikum Freiburg intensiv mit immunthera-

peutischen Strategien gegen Leberviren und

Leberzellkarzinome beschäftigt. Auch am Klini-

kum Esslingen werden ausgewählte Studien mit

neuen Immuntherapeutika z. B. bei Lungen- oder

Dickdarmkrebs durchgeführt. Aktuell beschäftigt

sich Professor Geißler mit der Frage, ob ein ähn-

liches Gefahrensignal wie die Injektion eines

Tumors mit Herpesviren nicht auch durch klinisch

etablierte Standardverfahren wie Hitzebehand-

lungen (Radiofrequenzthermoablation) oder

Bestrahlungen von Tumoren möglich ist. Hierzu

sind am Onkologischen Zentrum Esslingen Stu-

dien geplant, die solche klinisch etablierte Lokal-

verfahren mit Immun-Checkpoint-Hemmern

kombinieren.

nicht mehr so aggressiv wie das natürliche Herpesvirus. Gleich-

zeitig wurden Veränderungen vorgenommen, die das Virus deut-

lich immunogener, also sichtbarer für das Immunsystemmachen.

Auch das abgeschwächte Herpesvirus T-VEC wird direkt in

Tumoren injiziert. Erste vielversprechende Ergebnisse konnten

wiederum beimmalignenMelanom, also demHautkrebs, gezeigt

werden. Erfreulicherweise gab es auch nur sehr geringe Neben-

wirkungen. Eine solche lokal begrenzte immunologische Tumor-

therapie ist ideal geeignet, sie mit systemischen Ansätzen wie

den oben beschriebenen Checkpoint-Hemmern zu kombinieren.

Letztere aktivieren die Killerzellen gegen den Tumor, und die

Injektion des Virus in den Tumor macht diesen für das Immun-

system sichtbar und lockt die Immunzellen an.

Sehr hohe Therapiekosten

Die neuen Immuntherapien haben aus gesundheitsökonomischer

Sicht ein erhebliches Problem, nämlich das der Kosten. Eine The-

rapieserie mit dem Antikörper Ipilimumab (vier Injektionen im

Abstand von drei Wochen) kostet insgesamt rund 85.000,- Euro.

Die Kosten für die einmalige Injektion eines PD-1-Inhibitors lie-

gen zwischen 13.000,- und 15.000,- Euro, wobei hier noch

unklar ist, wie viele Injektionen nötig sind. Es gibt noch keine

wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, wie lange die Bremse

mit einem solchen Medikament getreten werden muss, um eine

optimale Tumorkontrolle ohne gravierende Nebenwirkungen zu

erreichen. Ob die hohen Kosten gerechtfertigt sind, müssen wei-

tere Studien zeigen. Dabei müssen die Medikamente unter

Beweis stellen, dass die Patienten durch die Therapie tatsächlich

relevant länger leben.

Professor Dr. Michael Geißler

(1)

Wenn die Killerzelle an einer Tumorzelle

andockt, erhält sie die Information „fremde

Zelle“ (Signal 1) und „Gas geben“, also

angreifen (Signal 2)

(2)

Die Antikörper Nivolumab oder Pembroli-

zumab verhindern die Eiweiß-Verbindung

zwischen PD-1 zu PD-L1 und damit ein

Abschalten der Killerzelle durch die Tumor-

zelle

(3)

Der Antikörper Ipilimumab dockt am

Eiweiß CTLA-4 an und löst damit die

Bremse der Killerzelle

Killerzelle

des

Immunsystems

Tumorzelle

Tumorzelle

Signal1

(1)

Signal2

CTLA-4

PD-1

PD-1

PD-L1

Killerzelle wird

abgeschaltet

Antikörper Ipilimumab

Antikörper Nivolumab

Antikörper

Pembrolizumab

(2)

(3)

Klinik für Allgemeine Innere Medizin,

Onkologie/Hämatologie, Gastroentero-

logie und Infektiologie

am Klinikum Esslingen

Chefarzt Prof. Dr. Michael Geißler

Hirschlandstraße 97

73730 Esslingen

Sekretariat:

Gabriele Kaiser

Telefon 0711 3103-2451

Telefax 0711 3103-3232

gastro@klinikum-esslingen.de