2 2013
Esslinger Gesundheitsmagazin 29
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Sport ist Mord. Dieser Winston Churchill
zugeschriebene Spruch hat immer noch
zahlreiche Anhänger. Doch die Fans des
Zigarren liebenden und Sport hassenden
britischen Ex-Premiers werden immer
weniger. Denn der Sport boomt. Laufen,
Fahrradfahren, Klettern, Kicken, Schwim
men, Skifahren, … – im Team oder indivi
duell, mit Profi-Ambitionen oder als Frei
zeitvergnügen. Die Todesfallrate ist
dadurch keineswegs gestiegen, höchstens
die Zahl an Sportverletzungen.
Diese Sportverletzungen sollte man aller
dings ernst nehmen. In der Regel sind sie
ein Fall für den Orthopäden. Oder
genauer: für den Sportorthopäden. Das
sind Fachärzte für Unfallchirurgie und
Orthopädie, die sich auf die Behandlung
sportbedingter Verletzungen spezialisiert
haben. So wie Dr. Michael Ulmer. Nach
einigen Stationen im In- und Ausland –
unter anderem als leitender Oberarzt der
BG-Unfallklinik Frankfurt am Main und
der Abteilung für Sportorthopädie der
Technischen Universität München am Kli
nikum rechts der Isar – ist der gebürtige
Kirchheimer nun seit April 2013 in Esslin
gen tätig, in einer Doppelfunktion: Zum
einen betreibt er zusammen mit der Chi
rurgin Ulrike Bartsch-Schmid die SPORT
PRAXIS ESSLINGEN, zum anderen ist er
leitender Arzt an der Klinik für Unfallchi
rurgie und Orthopädie des Klinikums Ess
lingen. Einmal in der Woche hält er zudem
Sprechstunde in der Reha-Welt des VfB
Stuttgart in Bad Cannstatt.
Sportspezifische Verletzungen
Die Sportverletzungen, die er in der Praxis
wie in der Klinik zu sehen bekommt,
betreffen hauptsächlich die Sehnen und
Bänder der verschiedenen Gelenke. Dazu
kommen Frakturen und Knorpeldefekte,
wie beispielsweise der gefürchtete Menis
kusschaden im Knie. Die Verletzungen
sind dabei oft sportspezifisch. „Typisch für
Fuß- oder Handballer sind etwa Kreuz
bandschäden, während Golfer und Ten
nisspieler eher Probleme mit den Schul
terbändern haben“, sagt Dr. Ulmer.
Neben dem Knie ist die Schulter einer sei
ner Arbeitsschwerpunkte. Das kommt
nicht von ungefähr: Als Verbandsarzt der
Deutschen Eishockey-Nationalmann
schaft bekommt er es häufig mit Schul
terverletzungen zu tun, denn der bei die
ser Sportart übliche Bodycheck hinterlässt
seine Spuren. Akute Sportverletzungen an
der Schulter sind etwa die Schultereckge
lenksluxationen, auch als ACG-Luxation
bekannt, und die Schultergelenksluxatio
nen. Bei Letzteren ist oft das Labrum
betroffen, ein das Schultergelenk stabili
sierender Knorpel.
Akute Verletzung oder
jahrelanger Verschleiß
Grundsätzlich lassen sich „Sport-Patien
ten“ in zwei Gruppen einteilen. Die einen
kommen mit Akutverletzungen zu Dr.
Ulmer, zum Teil direkt vom Sportplatz
oder aus der Trainingshalle. Die anderen
kommen mit Verschleißerscheinungen.
Vor allem bei Schulterverletzungen
bestehen Probleme oft über viele Jahre,
„Typisch für Fuß- oder Handballer sind
etwa Kreuzbandschäden, während
Golfer und Tennisspieler eher Probleme
mit den Schulterbändern haben.“
Sportverletzungen gehören in die richtigen
Hände. Am besten in die eines Sportorthopä-
den. Und sie gehören zügig behandelt. Das
bedeutet aber nicht unbedingt eine sofortige
Operation, in vielen Fällen genügt auch eine
konservative Behandlung.
90
Prozent
der Sehneneingriffe an der
Schulter können heute arthros-
kopisch (minimalinvasiv)
durchgeführt werden.
Der arthroskopische Blick in das Schulter-
gelenk zeigt Kalk in der Sehne des M. sup-
raspinatus (Rotatorenmanschette)