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Esslinger Gesundheitsmagazin
2 2013
den werden. Außerdem ist die
zusätzliche Gabe von Magen
schutzpräparaten bei jedem
Patienten zu überlegen.
Direkt am Ort des Geschehens
wirken Injektionen in das
Gelenk. Am geläufigsten ist
dabei Cortison. Diese Behand
lung sollte allerdings nur bei
fortgeschrittenen Arthrosen
eingesetzt werden und nicht
mehr als drei- bis viermal im
Jahr erfolgen. Ihre Wirkung ist nachgewiesen, wobei auch hier
eine strenge Indikationsstellung mit Abwägung alternativer
Behandlungen erfolgen muss. Cortison schädigt die Knorpelzel
len und bei einer von 30.000 Injektionen kommt es zu einer
Infektion im Knie, die eine schwere Komplikation darstellt. Eben
falls in das Knie gespritzt wird Hyaluronsäure, das wie ein
Schmiermittel wirkt. Wissenschaftlich belegt ist aktuell bei bis
mittelgradigen Arthrosen eine Wirksamkeit von sechs bis zwölf
Monaten. Eine ursächliche Veränderung der Arthrose wird damit
aber eher nicht erreicht.
Für die Zukunft erhofft sich die Medizin mit Stammzellen einen
neuen, möglicherweise auch ursächlichen Therapieansatz der
Arthrose. Erste Tierversuche hierfür sind zwar vielversprechend,
von einer praktischen Anwendung sind die Forscher aber noch
weit entfernt.
Operative Therapie der Arthrose
Viele Operationen werden heute arthroskopisch, also durch
Gelenkspiegelung durchgeführt. Manche dieser Eingriffe dienen
dazu, einer möglichen Arthrose vorzubeugen. Aktuell konnte
man in der Boulevardpresse über eine Verletzung der Sängerin
Lady Gaga lesen. Sie hatte sich einen Abriss einer Knorpellippe
am Hüftgelenk zugezogen. Offensichtlich hat man dieses Knor
pelstück wieder fixiert. Eine andere Technik wendet man seit
neuerem bei Veränderungen des Hüftgelenkes mit einer Kno
chenbildung am Rande der Gelenkpfanne oder des Hüftkopfes
(Pincer- und CAM-Impingement) an. Da man weiß, dass diese
Veränderungen den gewichtstragenden Knorpel im Hüftgelenk
schädigen, also zu einer Arthrose führen, werden diese Kno
chenausziehungen abgetragen. Ähnliche Eingriffe gibt es auch
am Schultergelenk. Hier wird also operiert, bevor relevantere
Schäden vorhanden sind. Deshalb sollte zunächst genau über
legt werden, ob der Eingriff wirklich Sinn macht.
Bei einem verschlissenen Meniskus im Knie ist andererseits eine
Besserung der Symptomatik in zwei Drittel der Fälle alleine durch
Abwarten zu erreichen. Die Patienten, die erst später operiert
werden, haben dadurch keine Nachteile und erreichen ein ebenso
gutes Ergebnis wie die direkt operierten.
Bei Gelenkbeschwerden ist die Entscheidung für oder gegen eine
Operation nicht einfach. Für den Patienten ist daher eine ausführ
liche Beratung durch einen operativ erfahrenen Orthopädenwich
tig. Ist die Arthrose im Knie- oder Hüftgelenk jedoch weit fort
geschritten, dann ist allein durch die Schmerzen die Mobilität der
Patienten stark eingeschränkt, mit teils erheblichen Auswirkungen
auf die Lebensqualität. Wenn konservative Therapieansätze keine
Linderung mehr bringen, bietet schließlich der künstliche
Gelenkersatz eine weitere Option.
Dr. Peter Reinhard
Wieder
gut zu Fuß
mit einem künstlichen
Gelenk
Rund 250 künstliche Hüftgelenke und 150 Kniegelenke implan
tieren die Ärzte der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
pro Jahr. Inzwischen halten die Implantate beschwerdefrei über
viele Jahre.
Die meisten Patienten, die mit einer fortgeschrittenen Gelenk
arthrose zu Professor Dr. Jürgen Degreif und seinen Mitarbeitern
in die Sprechstunde kommen, werden von einem niedergelas
senen Orthopäden oder Chirurgen überwiesen. Der Chefarzt und
die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie im Klinikum Ess
lingen haben einen guten Ruf und langjährige Erfahrung in der
sogenannten Endoprothetik, also dem künstlichen Gelenkersatz.
Nicht immer ist es aber sinnvoll, gleich eine neue Hüfte oder ein
Knie einzusetzen. „Wir sehen immer wieder auch Grenzfälle, bei
denen es durchaus Sinn macht, mit der Operation noch zu war
ten“, berichtet Professor Degreif. Vor jeder Operation steht des
halb die ausführliche Beratung. Wesentliche Kriterien für die
Entscheidung sind die Schmerzen, unter denen der Patient sub
jektiv leidet und die Bewegungseinschränkungen, die der Arzt
objektiv feststellen kann.
Der Hüft- und Kniegelenkersatz zählt in der Medizin mittlerweile
zu den eingeführten und sehr sicheren Standardverfahren. „Die
Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes gilt heute als eine
der erfolgreichsten Operationen überhaupt, mit sehr guten
Langzeitresultaten“, erläutert Professor Degreif. „Ein gut implan
tiertes Hüftgelenk kann gut 20 Jahre völlig ohne Beschwerden
halten.“ Nach zehn Jahren ist bei 95 Prozent der Patienten das
Implantat noch in Ordnung. Nach 15 Jahren sind über 90 Pro
zent noch beschwerdefrei. Die Daten für 20 Jahre alte Implan
tate sind wegen geringer Fallzahlen noch zu unzuverlässig. Aber
>>>
Dr. Peter Reinhard
12
Wochen
nach einer Hüft-OP können
die meisten Patienten wieder
tanzen gehen.