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Esslinger Gesundheitsmagazin
2 2013
lich zu Gefäßerkrankungen, deren End­
punkte Herzinfarkt, Schlaganfall und
arterielle Verschlusskrankheit der Grund
für die eingeschränkte Lebenserwartung
dieser Patienten sind“, erklärt der Allge­
meinmediziner.
Nur die Gewichtsreduzierung
hilft
In den Griff zu bekommen ist das Prob­
lem der morbiden Adipositas nur durch
eines: radikales Abnehmen unter Ver­
zicht auf Kohlenhydrate in der Ernäh­
rung. „Das würde den Insulinspiegel sen­
ken und den Teufelskreis durchbrechen“,
sagt Dr. Eiche. Doch das ist leichter
gesagt als getan, denn Ernährungsge­
wohnheiten sind außerordentlich persis­
tent und extrem schwer zu verändern.
„Hunger ist auf Dauer schwer zu ertra­
gen, Ernährung und Wohlbefinden hän­
gen zusammen, auch die Belohnungs­
systeme des Gehirns sind beteiligt“,
erklärt der Allgemeinmediziner. Anderer­
seits sind diese Menschen mit ihrer Situ­
ation oft höchst unzufrieden, manche
haben jahrelang alles Mögliche unter­
nommen, um von ihrem Gewicht herun­
terzukommen, allerdings meist ohne
Erfolg. So führen etwa selbst auferlegte
Diäten selten zum Ziel. Der sogenannte
JoJo-Effekt ist aus Studien schon seit
Jahrzehnten bekannt. Er beruht auf einer
Anpassung des Stoffwechsels an das
Hungern. „Wird das Hungern beendet,
lagert das Fettgewebe ganz schnell wie­
der Depots ein, sodass der Betroffene
seine verlorenen Pfunde schneller wieder
zurückgewinnt, als er sie verloren hat“,
betont Dr. Eiche. Dieser Effekt kann nur
durch konsequent durchgeführten,
regelmäßigen Ausdauersport durchbro­
chen werden, was für die ganz Schwer­
gewichtigen aber oft gar nicht mehr
möglich ist. „Auf eigene Faust von seiner
Adipositas wegzukommen erfordert ins­
besondere nach einer Fastenzeit unge­
mein viel Disziplin und Bereitschaft zu
tiefgreifenden und dauerhaften Verän­
derungen der gesamten Lebensführung.
Ohne medizinische Hilfe schaffen das die
wenigsten“, so Dr. Eiche.
„Nach einem bariatrischen Ein-
griff ist eine dauerhafte und kon-
sequente Änderung des Ernäh-
rungs- und Bewegungsverhaltens
nötig.“
So groß wie eine Banane
Vier Operationsverfahren sind heutzutage
in der bariatrischen Chirurgie gebräuch­
lich. Sie werden in der Regel mit minimal­
invasiven OP-Verfahren (Schlüsselloch­
technik) durchgeführt, das heißt ohne
großen Bauchschnitt. Während Magen­
band und Magenballon reversibel sind,
also rückgängig gemacht werden können,
sind Schlauchmagen und Magenbypass
endgültige Verfahren. Sie haben auch ein
höheres Operationsrisiko, führen aller­
dings zu deutlich größeren Gewichtsre­
duktionen.
Das
Magen-
band
ist ein
Kunststoff­
band, das
um den obe­
ren Teil des
Magens
gelegt wird.
Es entsteht
eine kleine
obere Magentasche, in der die Nahrung
gesammelt wird und dann nur langsam
durch die Engstelle in den unteren
Magenbereich gelangt. Die Größe der
Öffnung kann verändert werden. Dazu
wird ein Portsystem unter die Bauchhaut
gelegt, das sich von außen steuern lässt.
Der
Magenbal-
lon
wird im
Rahmen einer
Magenspiege­
lung in den
Magen einge­
bracht und mit
einer Kochsalz­
lösung gefüllt.
Er belegt einen
Großteil des Magens, so dass kaum Platz
für die Nahrungsaufnahme bleibt. Der
Magenballon ist allerdings nur eine Über­
brückungsmaßnahme, da er nach rund
sechs Monaten wieder entfernt werden
muss. Die Magensäure würde ihn sonst
zerstören.
Der
Schlauch-
magen
wird
durch Entfer­
nung eines
Großteils des
Magens (rund
zwei Drittel) erreicht. Der Magen hat nach
dem Eingriff noch etwa die Größe (und
auch die Form) einer Banane. Mitentfernt
werden dabei auch die sogenannten
Ghrelin-Rezeptoren, die für das Hunger­
gefühl verantwortlich sind.
Der
Magenbypass
ist
das aufwändigste
OP-Verfahren in der
Adipositaschirurgie.
Dabei wird eine
kleine Magentasche
vom Restmagen
getrennt und direkt
an den Dünndarm
angeschlossen. Da
neben dem größten
Teil des Magens auch
ein Teil des Dünn­
darms vom Nah­
rungsweg abgetrennt
wird, kann zum einen
nicht mehr so viel gegessen werden, zum
anderen ist die Aufnahme von Nahrungs­
bestandteilen über den Dünndarm einge­
schränkt.
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