2 2013
Esslinger Gesundheitsmagazin 31
Die Arthroskopie wird immer häufiger zur
ersten Wahl. Etwa bei Sehneneingriffen
an der Schulter: Wurden 2005 erst rund
20 bis 30 Prozent dieser Eingriffe arthro
skopisch durchgeführt, sind es heute in
den Händen eines spezialisierten Opera
teurs schon 90 Prozent. Überall allerdings
funktioniert die Arthroskopie nicht. „Man
muss die Grenzen kennen, muss wissen,
was arthroskopisch geht und was offen
gemacht werden muss“, sagt Dr. Ulmer.
Um aber die Vorteile beider OP-Verfahren
zu nutzen, kombiniert er sie gelegentlich:
So führt er beispielsweise Operationen an
der Tibia (Schienbein) und an der Patella
(Kniescheibe) in der Regel offen-chirur
gisch aus, mit gleichzeitiger arthroskopi
scher Kontrolle des Kniegelenkes.
Muskeltransfer und
Arthrosebehandlung
Innovative Lösungen verfolgt er auch in
anderen Bereichen, etwa bei länger
zurückliegenden Sehnenrissen. Denn wird
eine gerissene Sehne nicht zeitnah behan
delt, zieht sie sich zurück, so dass ein her
kömmlicher operativer Eingriff nicht mehr
möglich sein kann. In manchen Fällen
kann dann eine Muskeltransfer-Operation
dem Patienten nicht nur Beweglichkeit,
sondern auch Kraft zurückgeben. „Das ist
ein sehr aufwendiger Eingriff, der sehr sel
ten durchgeführt wird“, erklärt Dr. Ulmer.
Neu in seinem Operationsrepertoire ist
auch die arthroskopische Implantation
des künstlichen Teilgelenks der Schulter
pfanne. Aber auch hier müsse man immer
wieder individuell entscheiden, ob die
Indikation zu solch einem Eingriff passe
oder die herkömmliche offene Operation
nicht doch der bessere Weg sei, warnt Dr.
Ulmer. „Generell sind dies aber sehr inte
ressante Ansätze, die in den kommenden
Jahren bei der Behandlung von Schulter
verletzungen an Bedeutung gewinnen
werden“, so der Sportorthopäde.
Aber auch schon heute ist nach einer
Operation, ob offen-chirurgisch oder
arthroskopisch, sportlich oftmals wieder
alles möglich. Aber es gibt natürlich
auch Fälle, wo von bestimmten Sport
arten abgeraten werden muss. „Bleibt
nach einer Schulterluxation die Schulter
wackelig, sind Über-Kopf-Sportarten
wie Volleyball ohne Operation nicht
mehr sinnvoll“, sagt Dr. Ulmer.
Ein künstliches Schultergelenk schränkt
natürlich Risikosportarten mit hoher
Sturzgefahr deutlich ein, wogegen künst
liche Hüft- und Kniegelenke inzwischen
so gut sein können, dass mit ihnen einige
Sportarten wieder möglich sind. „Einige
meiner Patienten gehen damit sogar wie
der auf die Skipiste“, sagt Dr. Ulmer. Ob
diese sportlichen Aktivitäten jedoch
sinnvoll sind oder nicht, sollte immer
gemeinsam mit dem Patienten und indi
viduell besprochen werden. „Der Patient
sollte bestens über die Risiken aufgeklärt
sein, um so die Gefahren und Situationen
besser einschätzen zu können“, so Dr.
Ulmer, „denn vieles ist wieder möglich,
aber nicht immer sinnvoll.“
wb
„Bleibt nach einer Schulterluxation
die Schulter wackelig, sind Über-
Kopf-Sportarten wie Volleyball ohne
Operation nicht mehr sinnvoll.“
Gewusst?
Warum spielen so viele
Profifußballer Golf?
Um Sportverletzungen vorzubeugen, sollten verschiedene Sportarten betrie-
ben werden. Denn das verhindert eine einseitige Belastung. Das gilt vor allem
für Spitzensportler, deren Fokussierung auf eine Sportart zur starken Überbe-
anspruchung einzelner Körperpartien führt. Die gewählten Sportarten sollten
sich aber nicht zu sehr ähneln. Handball mit Basketball auszugleichen ist also
weniger sinnvoll. Fußball und Golf dagegen ergänzen sich wunderbar.
Dr. Michael Ulmer
Sprechstunde von Dr. Ulmer
im Klinikum Esslingen
Montag 8.30–12.00 Uhr
Anmeldung: Sekretariat Frau Schmidt,
Telefon 0711 3103-2750