2 2013
Esslinger Gesundheitsmagazin 23
Herr Dr. Zieger, mit dem Projekt
„gesund.ES“ hat die Stadt Esslingen
Anbieter und Institutionen an ei­-
nen Tisch geholt, die sich mit dem
Thema Gesundheit beschäftigen.
Was steckt hinter diesem Projekt?
Kommunale Gesundheitsförderung ist
auf Zusammenarbeit und Partnerschaf­
ten angewiesen. Deshalb haben wir für
das Projekt „gesund.ES“ den von Ihnen
angesprochenen interdisziplinären Run­
den Tisch eingerichtet. Die Stadt Esslin­
gen nimmt dabei in erster Linie eine koor­
dinierende, steuernde Rolle ein: durch die
Vernetzung der hiesigen Gesundheitsak­
teure und durch die Bündelung bestehen­
der örtlicher Ressourcen zur Gesund­
heitsförderung. Bereits im Frühjahr 2012
hatte sich Esslingen der Landesinitiative
„Gesund aufwachsen und leben in
Baden-Württemberg“ des Ministeriums
für Arbeit und Sozialordnung, Familie,
Frauen und Senioren und des Landesge­
sundheitsamtes Baden-Württemberg
angeschlossen. „gesund.ES“ ist nun
innerhalb dieser Initiative das Esslinger
Gesundheitsprojekt. Neben der Stadt
Esslingen, dem Klinikum Esslingen, der
Hochschule Esslingen, der Volkshoch­
schule Esslingen und dem Landesge­
sundheitsamt Baden-Württemberg sind
die AOK Neckar-Fils, der Stadt­ver­-
band für Leibesübungen, das Gesund­-
heitsamt im Landkreis Esslingen, das
Geriatrische Zentrum Esslingen-Kennen­
burg, die Sektion Baden-Württemberg
der Deutschen Gesellschaft für Ernäh­
rung e. V. und das Institut für Stadtpla­
nung und Sozialforschung Weeber
+Partner am Runden Tisch vertreten.
Warum ist der Stadt Esslingen die
Gesundheitsförderung so wichtig?
Eigentlich sollte uns allen unsere Gesund­
heit ein wichtiges Anliegen sein. Schon
allein aufgrund der gesellschaftlichen
und demografischen Entwicklungen
müssen wir hier auch als Stadt etwas tun.
Als Kommune können und sollten wir Ein­
fluss nehmen mit gesundheitsfördernden
Angeboten in den verschiedenen Lebens­
bereichen wie Kindertagesstätten, Schu­
len und demWohnumfeld. Hier erreichen
wir Kinder, Jugendliche und Erwachsene
aus allen Bevölkerungsgruppen am wir­
kungsvollsten. Denn wir wissen auch,
dass ungesunde Lebensweise Ursache
vieler sogenannter Zivilisationskrankhei­
ten ist. Es reicht daher nicht aus, eine
gute Versorgung im Krankheitsfall sicher­
zustellen. Ich sehe es vielmehr auch als
eine unserer wichtigen Aufgaben, mit
gesundheitlicher Aufklärung und mit Vor­
sorgeangeboten die Gesundheit aller Bür­
gerinnen und Bürger zu erhalten und zu
steigern. Das sind ja auch die Ziele von
„gesund.ES“. Es geht darum, Gesundheit
und damit Lebensqualität zu erhalten und
zu fördern. Die Bürgerinnen und Bürger
sollen Kompetenzen gewinnen für die
Änderung ihres Lebensstiles und für den
Aufbau eines gesundheitsfördernden
Umfeldes.
Wie sieht das konkret aus? Welche
Angebote gibt es zur Gesundheitsför-
derung in Esslingen?
Wir sind in unserer Stadt in der glückli­
chen Lage, dass es bereits vielfältige
Angebote im Bereich der Gesundheits­
förderung durch Vereine, Selbsthilfe-
und bürgerschaftlich engagierte Grup­
pen, Dienstleister und Bildungsträger
gibt. Sie unternehmen auch heute schon
große Anstrengungen, um insbesondere
Kinder und Eltern für eine gesunde
Lebensweise zu sensibilisieren. Zahlrei­
che Projekte etwa in Kindergärten, Schu­
len oder Sportvereinen legen den Grund­
stein dafür. Auch bürgerschaftliche
Projekte wie die Fitnesstreffs für Senio­
rinnen und Senioren oder Begegnungs-
und Kommunikationsangebote in den
Bürgerhäusern haben einen förderlichen
Einfluss auf die Gesundheit. Zudem grei­
fen Bildungsträger wie die Volkshoch­
schule und das Klinikum Esslingen, Träger
der Gesundheitspflege und Krankenkas­
sen Lebensstile und Gesundheitsverhal­
ten auf und tragen wesentlich zur Sen­
sibilisierung der Bevölkerung bei.
Wie geht es mit dem Projekt „gesund.
ES“ jetzt weiter?
Im Rahmen einer Zukunftswerkstatt mit
Bürgerinnen und Bürgern, mit Vertretern
aus Sportvereinen und Selbsthilfegrup­
pen wurden Ideen und Wünsche formu­
liert und ein Konzept erarbeitet. Im
Herbst 2013 und im Frühjahr 2014 wird
es nun unter dem Thema „Gesundheit-
Gemeinsam-Gestalten – Was hält uns
psychisch gesund?“ eine Veranstaltungs­
reihe geben, die auf verschiedene Facet­
ten des körperlichen und seelischen
Wohlbefindens aufmerksammachen soll.
Im Rahmen von Vorträgen und Informa­
tionsangeboten, Bewegungs- und Ent­
spannungsübungen, Workshops und kul­
turellen Angeboten wie Konzerte oder
Filme werden Impulse und Anregungen
zum Erhalt und zur Steigerung der kör­
perlichen und psychischen Gesundheit
gegeben. Denn anfangen muss Jede oder
Jeder zunächst bei sich selbst. Dafür wol­
len wir sensibilisieren und Möglichkeiten
aufzeigen.
Um den Bedürfnissen der Bürgerinnen
und Bürger gerecht zu bleiben, müssen
die Gesundheitsangebote noch stärker
miteinander vernetzt und optimal aufei­
nander abgestimmt werden. Darüber
hinaus muss ausreichend über die vielen
Angebote informiert werden, die es
bereits gibt. Ziel ist es, den Bürgerinnen
und Bürgern möglichst einfachen Zugang
zu passenden Angeboten der Gesund­
heitsvorsorge zu bieten. Dabei kann die
Stadt mithelfen und koordinieren. Zum
Beispiel mit Informationen im Internet
unter
­
foerderung.
Das Gespräch führte
Michael Sommer
Dr. Jürgen Zieger
Oberbürgermeister der
Stadt Esslingen a. N.
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