2 2013
Esslinger Gesundheitsmagazin 25
Im Therapieraum des Altenpflegeheims
Obertor geht es heute munter zu. Vier
Bewohnerinnen und Bewohner sitzen
nebeneinander und treten kräftig in die
Pedale. In einem Fitness-Studio sieht es
kaum anders aus – nur dass die Trainie
renden hier alle schon jenseits der siebzig
und einige auch schon über achtzig Jahre
sind. Gleich daneben steht Eva Frost auf
dem Galileo-Vibrationstrainer und lässt
sich ihre Beinmuskulatur kräftig durch
rütteln. Die sportlichen Senioren im Ess
linger Pflegeheim Obertor tun etwas für
ihre Fitness und vor allem dafür, dass sie
mobil bleiben oder auch wieder mobiler
werden.
Das Training ist Teil des Vorbeugungspro
gramms gegen Stürze im Alter, im Fach
jargon Sturzprophylaxe genannt. „Vor
allem bei älteren Menschen können
Stürze gravierende Folgen haben“, sagt
Thilo Naujoks, Geschäftsführer der Städ
tischen Pflegeheime. „Kommt es dabei zu
einem Knochenbruch, schaffen es vor
allem Hochbetagte oft nicht mehr richtig
wieder auf die Beine. Aber selbst wenn der
Sturz glimpflich ablief, verlieren die Seni
oren das Vertrauen in die eigene Mobili
tät.“ Ein Teufelskreis: Denn wer sich kaum
noch bewegt, überwiegend sitzt oder gar
liegt, wird immer unbeweglicher und
sturzgefährdeter. Dabei baut nicht nur die
Muskulatur ab, sondern auch die Knochen
werden brüchiger.
Deshalb trainieren alle Bewohnerinnen
und Bewohner, die dazu noch in der Lage
sind, im Obertor regelmäßig auf den
Motomed-Trainern. Die Galileo-Vibrati
onstrainer, von denen es einen für Anwen
dungen im Stehen und einen als Kipptisch
im Liegen gibt, sind ein zusätzliches kos
tenpflichtiges Angebot. Der Förderverein
Altenpflegeheim Obertor e.V. hatte die
Anschaffung mit einem Zuschuss von
10.000 Euro gefördert. Unter der Woche
können die Bewohnerinnen und Bewoh
ner die Galileo-Geräte unter Anleitung
eines Physiotherapeuten nutzen. Je
Anwendung müssen sie drei Euro zuzah
len. „Für einen optimalen Trainingseffekt
sind zwei Anwendungen pro Woche über
ein halbes Jahr sinnvoll“, erklärt Pflege
dienstleiter Silvio Schuster. Die Schwin
gungen der Galileo-Trainer lösen Kontrak
tionen der Muskulatur aus, die dadurch
trainiert und gestärkt wird – und das alles
ohne Anstrengung wie beim Krafttrai
ning. Menschen mit Hüft- oder Kniege
lenksprothese dürfen die Geräte aller
dings nicht nutzen. „Grundsätzlich muss
die Anwendung zunächst mit dem Haus
arzt abgesprochen werden“, sagt Pflege
dienstleiter Schuster.
In allen Pflegeheimen müssen Maßnah
men zur Sturzprophylaxe ein wichtiges
Thema für die Pflege sein. Denn es gibt
seit 2006 einen Expertenstandard Sturz
prophylaxe in der Pflege, den alle von den
Lore Rapp tritt kräftig in die
Pedale, während Ute Hegen-
barth ihre Schultermuskulatur
massiert
Mit regelmäßiger Gymnastik
bleiben die Seniorinnen fit und
mobil
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