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10 Esslinger Gesundheitsmagazin

2 2015

Auch bei der Radiojodtherapie macht man sich wieder den Effekt

zunutze, dass nur aktive Schilddrüsenzellen Jod speichern.

Radioaktiv strahlende Teilchen werden für die Therapie an Jod-

moleküle angedockt. Die Herstellung ist kompliziert und wird

nur in wenigen Speziallabors durchgeführt, von denen es in

Deutschland nur ein einziges in Braunschweig gibt. Für jeden

Patienten bestellt Dr. Zimmer dort die individuell nötige Dosis.

Da die Strahlung mit der Zeit immer geringer wird, muss bei der

Dosisberechnung auch die Transportzeit eingerechnet werden,

so dass die Therapie mit der exakt geplanten Strahlenintensität

beginnen kann.

Die Patienten schlucken das Therapiemittel in Form einer Kap-

sel. Das Jod mit dem radioaktiven Teilchen Huckepack wandert

zur Schilddrüse und wird dort aufgenommen. Die sogenannte

Beta-Strahlung des radioaktiven Teilchens zerstört dann inner-

halb von Tagen die Schilddrüsenzelle. „Mit einer Reichweite von

nur 0,44 bis 2,2 Millimetern ist die Wirkung der Beta-Strahlung

sehr effektiv und begrenzt auf das Schilddrüsengewebe“, erläu-

tert Dr. Zimmer. Allerdings hat das Teilchen auch eine Gamma-

Strahlung, die nach außen dringt. „Die Halbwertzeit der Gam-

mastrahlung beträgt acht Tage, deshalb müssen die Patienten

zwischen zwei und sechs Tagen auf der Station verbringen.“

Jeden Tag wird am Patienten mit einem Geigenzähler gemes-

sen, wieviel Strahlung noch messbar ist. Weil die strahlenden

Teilchen vor allem über den Urin ausgeschieden werden, verfügt

die nuklearmedizinische Station über vier jeweils 20.000 Liter

fassende Abklingtanks. In denen werden alle Abwasser der Sta-

tion gesammelt. Ist ein Tank voll, dauert es etwa drei Monate

bis alle Radioaktivität aus dem gesammelten Abwasser ver-

schwunden ist. Dieser Tank kann dann in die Kanalisation ent-

leert werden. Die Patienten selbst spüren durch die Radiojod-

therapie in aller Regel keine Nebenwirkungen. „Da mit Be-

seitigung einer Überfunktion die Schilddrüse durch die Behand-

>>>

Klinikum Esslingen

Klinik für Diagnostische und

Interventionelle Radiologie

und Nuklearmedizin

Bereich Nuklearmedizin/MVZ

Leitende Oberärztin:

Dr. Petra Zimmer

Telefon 0711 3103-3380

p.zimmer@klinikum-esslingen.de

Klinik für Allgemein- und

Viszeralchirurgie

Chefarzt:

Prof. Dr. Ludger Staib

Telefon 0711 3103-2611

l.staib@klinikum-esslingen.de

Internistische Privatpraxis

Dr. med. Jasmin Greilich

Kollwitzstraße 16

73728 Esslingen 

Telefon: 0711 6 64 66 59

dr.greilich@internist-esslingen.de

Dr. Petra Zimmer

Prof. Dr. Ludger Staib

Dr. Jasmin Greilic

Autoimmunerkrankungen:

Wenn der Körper sich gegen

sich selbst richtet

Als Morbus Basedow und Hashimoto werden zwei spe-

zielle Schilddrüsenerkrankungen bezeichnet, bei denen

sich das Immunsystem unseres Körpers gegen die

Schilddrüsenzellen wendet. Sie werden deshalb auch

als Autoimmunerkrankung bezeichnet.

Die Hashimoto-Thyreoiditis, wie die Erkrankung medi-

zinisch korrekt heißt, ist nach dem japanischen Arzt

Hakaru Hashimoto benannt, der das Krankheitsbild

1912 erstmals beschrieben hat. Sie ist heute eine der

häufigsten Autoimmunerkrankungen und die häufigste

Ursache für eine primäre Schilddrüsenunterfunktion.

Die Erkrankung führt zu einer chronischen Entzündung

der Schilddrüse mit Zerstörung der hormonproduzie-

renden Zellen und damit zu einer Unterfunktion. Die

Hashimoto-Erkrankung ist derzeit nicht heilbar, verläuft

aber meist mit nur geringen Beschwerden. Die Unter-

funktion wird durch Hormongabe behandelt.

Auch Morbus Basedow ist nach dem Erstbeschreiber

Carl Adolph von Basedow (1840) benannt. Die Autoim-

munerkrankung äußert sich häufig mit einer Überfunk-

tion der Schilddrüse, manchmal auch mit einem Kropf

und den typischen Symptomen einer Überfunktion. In

20 bis 30 Prozent sind die Augen beteiligt, die stark her-

vortreten und vielfach als Basedowsche Augen bezeich-

net werden. In einigen Fällen kommt die Erkrankung mit

Medikamenten nach mehreren Monaten selbst zum

Stillstand, kann aber jederzeit erneut auftreten. Meist

ist daher eine Operation der Schilddrüse oder eine

Radiojodtherapie erforderlich.

lung gleichzeitig auch verkleinert wird, kann es zu

einer teils gewünschten Unterfunktion kommen, die

dann mit einer Schilddrüsenhormongabe behandelt

wird“, erklärt Dr. Zimmer.

Nachsorge

Nach einer Schilddrüsenoperation oder einer Radio-

jodtherapie übernimmt der Hausarzt oder ein nieder-

gelassener Internist meist die Nachsorge. Dabei geht

es vor allem darum, mit einer individuellen Einstel-

lung der regelmäßigen Hormongabe die in der Regel

nach der Operation bestehende Unterfunktion aus-

zugleichen. „Zu mir kommen die Patienten meist am

siebten Tag nach der Operation“, erläutert Internistin

Dr. Greilich. Nachblutungen oder andere Komplika-

tionen habe sie dabei bislang nicht gesehen. Viele

Patienten klagen nach der Operation allerdings über

eine leichte Heiserkeit, was durch die Reizung der

Stimmbänder während der Operation begründet ist.

„In den meisten Fällen ist das nach vier bis sechs

Wochen abgeklungen. Wenn nicht, hilft eine

anschließende Therapie bei einem Logopäden.“

so