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2 2015

Esslinger Gesundheitsmagazin 15

Der Zettel,

der alles weiß

Der Beipackzettel in einer Medikamentenver­

packung ist oft vor allem zweierlei: unverständlich

und abschreckend. Hier eine Aufklärung.

Schätzungen zufolge werden 30 bis 50

Prozent der verschriebenen Arzneimittel

nicht oder nicht richtig eingenommen.

Hauptgrund ist neben der Vergesslichkeit

der Patienten oft die Angst vor möglichen

Arzneimittelnebenwirkungen.

„Der Beipackzettel ist eine hilfreiche

Zusammenfassung aller Informationen,

die der Patient rund um sein Medikament

wissen muss“, sagt Apotheker Wolf Küm-

mel, Vizepräsident des Landesapotheker-

verbandes Baden-Württemberg (LAV).

„Es ist eine wichtige Maßnahme des Ver-

braucherschutzes, dass die Pharmafirmen

alle möglichen Nebenwirkungen aufzäh-

len müssen.“

Diese lange Auflistung schreckt jedoch

etliche Patienten ab und sie nehmen das

Medikament manchmal dann nicht ein.

„Darum ist die Aufklärung so wichtig“, so

Kümmel, „denn nicht alle Nebenwirkun-

gen, die im Beipackzettel stehen, tauchen

auch tatsächlich auf. Die Nebenwirkun-

gen sind ganz deutlich in Wahrscheinlich-

keiten und Häufigkeiten eingeteilt.“ Wenn

Patienten unsicher bei der Einnahme sind

oder Nebenwirkungen des Arzneimittels

spüren, sollten sie sich beim Arzt oder in

der Apotheke nochmal beraten lassen.

Der Beipackzettel eines Medikamentes

liefert alle wichtigen Informationen rund

um ein Arzneimittel. Im Beipackzettel

steht auch, unter welchen Lagerbedin-

gungen ein Arzneimittel aufbewahrt wer-

den muss. Manche müssen im Kühl-

schrank stehen, andere brauchen ein

trockenes, dunkles Umfeld. Auch über die

richtige Dosierung gibt der Beipackzettel

Aufschluss. Wolf Kümmel: „Zu jedemArz-

neimittel erfahre ich, wann und wieviel

ich einnehmen soll. Es wird konkret

beschrieben, ob vor, zum oder nach dem

Essen – oder wieviel Abstand zu den

Mahlzeiten eingehalten werden muss.“

Zudemwird erklärt, ob man Tabletten bei-

spielsweise zerteilen darf.

Sollte man Nebenwirkungen an sich selbst

feststellen, sollte dies dringend rückge-

meldet werden. Apotheken sammeln sol-

che Rückmeldungen von Patienten bei

einer extra Stelle: der Arzneimittelkom-

mission Deutscher Apotheker. Apotheker

Kümmel erläutert den Ablauf: „Wenn mir

ein Patient Nebenwirkungen meldet, dann

nehme ich diese Symptome auf und melde

sie über einen Erfassungsbogen an die

Arzneimittelkommission. Und das mache

nicht nur ich, sondern das machen alle

Apotheken in Deutschland. So tragen wir

durch den Austausch mit den Patienten

dazu bei, dass Arzneimittelrisiken mini-

miert werden können.“

kw

Der Beipackzettel:

Was bedeutet was

Gegenanzeigen (Kontraindikationen): Absolute

Gegenanzeigen sind alle Umstände, welche die

Anwendung des betreffenden Medikaments

wegen zu gravierender Nebenwirkungen verbie-

ten (z.B. Schwangerschaft, Asthma, Magenge-

schwüre). Daneben gibt es noch relative Gegen-

anzeigen, bei denen der Arzt Nutzen und Risiko

der Medikamentenanwendung für den Patienten

abwägen muss.

Nebenwirkungen

Jedes Medikament kann unerwünschte Wirkun-

gen hervorrufen. Wenn man nach der Anwendung

eines Arzneimittels irgendwelche gesundheit­

lichen Veränderungen oder körperlichen Beein-

trächtigungen spürt, sollte man auf jeden Fall den

Arzt aufsuchen. Die Häufigkeitsangaben sind

folgendermaßen eingeteilt:

Sehr selten:

in weniger als 0,01 Prozent der Fälle

Selten: in 0,01 bis 0,1 Prozent der Fälle

Gelegentlich: in 0,1 bis 1 Prozent der Fälle

Häufig: in 1 bis 10 Prozent der Fälle

Sehr häufig: in mehr als 10 Prozent der Fälle

Wechselwirkungen

Verschiedene Medikamente können sich bei zeit-

naher Anwendung gegenseitig in ihrer Wirkung

beeinflussen. Solche Wechselwirkungen sollten

Sie keineswegs unterschätzen: Die Wirkung eines

oder beider Medikamente kann vermindert oder

verstärkt werden, außerdem kann ein Präparat

kürzer oder länger wirken als es soll.

Dosierung, Art und Dauer

der Anwendung:

Besonders wichtig für eine korrekte Medikamen-

tenanwendung ist es auch, sich an die verschrie-

bene Dosierung zu halten. Sowohl zu viel als auch

zu wenig des Wirkstoffs können den Therapie­

erfolg aufs Spiel setzen. Auch der Zeitpunkt der

Anwendung ist wichtig: Sie sollten sich hierbei

genau an die Hinweise im Beipackzettel bezie-

hungsweise die Angaben des Arztes oder Apo­

thekers halten.